Magdeburg gewinnt zur Premiere gegen Erfurt

Der 1. FCM feiert zum Drittligaauftakt den ersten Sieg im Profifußball

Ein lauer Sommerabend, eine fantastische Kulisse und ein 2:1 (0:1)-Sieg im Eröffnungsspiel der 3. Liga gegen den FC Rot-Weiß Erfurt: Besser hätte die Premiere für den 1. FC Magdeburg im Profifußball nicht laufen können.

Neuling gegen Spitzenreiter der ewigen Drittliga-Tabelle: Mit dem Spiel des Aufsteigers 1. FC Magdeburg gegen das Gründungsmitglied der 3. Liga FC Rot-Weiß Erfurt wurde am Freitagabend die neue Saison eröffnet. Der Rahmen war prächtig: 21 079 Zuschauer, darunter rund 1000 Erfurter Fans, waren gekommen. Nur aufgrund von Sicherheitsbestimmungen war das Magdeburger Stadion nicht ausverkauft.
»Die Euphorie ist enorm. Diesen Schwung müssen wir mitnehmen, wenn wir gegen Erfurt bestehen wollen«, hatte FCM-Trainer Jens Härtel vor dem Spiel gesagt. Und das gelang ganz gut, zumindest eine halbe Stunde lang. Nach 31 Minuten köpfte Mario Erb die Rot-Weißen aus Erfurt nach einem Freistoß in Führung. Bis dahin hatte Magdeburgs Torwart Jan Glinker keinen einzigen Ball halten müssen. Und bis dahin hatten die Gastgeber das Spiel kontrolliert und durch Christian Beck und Nicolas Hebisch zwei Großchancen. Aber in der 12. Minute scheiterten beide aus kurzer Distanz an RWE-Keeper Philipp Klewin.
»Willkommen in der dritten Liga«, kommentierte FCM-Kapitän Marius Sowislo später den Führungstreffer für die Gäste. Die ersten Fehler wurden eiskalt bestraft: erst der unnötige Freistoß, verursacht durch Magdeburgs Innenverteidiger Christopher Handke, dann die fehlende Zuordnung im Strafraum. Und plötzlich war sie weg, die Euphorie, die den Magdeburgern bis dahin so viel Sicherheit im Spiel gegeben hatte.
Den Erfurtern hingegen gab der Führungstreffer Selbstvertrauen. Allein Torwart Jan Glinker bewahrte die Magdeburger in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit mit vier Paraden vor einem höheren Rückstand. Nach 34 Minuten entschärfte er einen Freistoß von Sascha Eichmeier. Acht Minuten später rettete er erst gegen Florian Bichler und dann gegen Okan Aydin. In der Schlussminute der ersten Hälfte stoppte Glinker dann den allein auf ihn zulaufenden Erfurter Stürmer Carsten Kammlott im Eins gegen Eins. »Wir sind selber schuld an der Niederlage. Wir hätten das 2:0 machen müssen«, trauerte Bichler nach dem Spiel auch seiner eigenen Großchance nach.
Mut und Mentalität wollte Härtel von seinen Spielern in der 2. Halbzeit sehen, verriet der FCM-Trainer später das Wesentliche seiner Kabinenansprache. Er schien die richtigen Worte gefunden zu haben. In den zweiten 45 Minuten spielten fast nur noch die Magdeburger, die dabei teilweise auch ihre sonst bevorzugte Kontertaktik ablegten. Vor allem Lars Fuchs im zentralen Mittelfeld und der eingewechselte Razeek Waseem über die rechte Seite belebten die Offensive. Fuchs hatte drei Minuten nach Wiederanpfiff die erste Chance, seinen Schuss konnte Klewin nur mit Mühe parieren. Razeek Waseem bereitete mit einem Rückpass von der Grundlinie auf Christian Beck fünf Minuten später die zweite Möglichkeit vor. Doch der Stürmer schlug aus aussichtsreicher Position über den Ball. Nach 56 Minuten versuchte es wiederum Fuchs mit einem strammen Schuss – aber vergeblich.
Es war Torjäger Beck vorbehalten, nach 25 Jahren das erste Magdeburger Tor im Profifußball zu erzielen. Nach einer Stunde Spielzeit brachte er den Ball nach einer Ecke per Kopf im Erfurter Tor unter. Der Magdeburger Jubel auf dem Platz, der Bank und auf den Rängen kannte keine Grenzen – das Stadion bebte. Da war sie wieder, die ganz große Euphorie. Fortan verlegte sich der FCM wieder etwas mehr aufs Kontern, blieb aber jederzeit die gefährlichere Mannschaft und spielte entschlossener auf Sieg als die Gäste. Die Belohnung kam in der Schlussminute: Fuchs nutzte die Unordnung in der Gästeabwehr und ließ Torwart Klewin aus sieben Metern keine Chance.
Gefeiert wurde das 2:1 dann ausgiebig – auf dem Platz, im und später vor dem Stadion sowie in der Magdeburger Kabine, aus der die laute Musik in den Katakomben nicht zu überhören war. »Als Neuling ist ein guter Start besonders wichtig«, freute sich FCM-Kapitän Sowislo über den Premierensieg. Und den Schwung der Euphorie können die Magdeburger jetzt auch noch mit zum nächsten Gegner nach Mainz nehmen.

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