Auf dem Weg zur Selbstreflexion

Lena Tietgen sieht die Forscher selbst als Gegenstand der Forschung

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Dass Ethnologie nun unter Sozial- und Kulturwissenschaft geführt wird, ist plausibel, denn globale Probleme wie zum Beispiel die Migrationsbewegung beeinflussen die Disziplin. Das schreit geradezu nach fächerübergreifender, internationaler Zusammenarbeit. Der gute alte Fächerkanon hat da ausgedient.

Gleichwohl ist es klug, innerhalb eines Clusters die Eigenarten und Besonderheiten einer Disziplin zu pflegen, um Verdichtungen zu gewährleisten. Und mit der Interdisziplinarität geht eine Neuformulierung des Selbstverständnisses der Forscher einher. Um so einem neuen Selbstbild näher zu kommen, liegt es nahe, bei den Sinnen und Emotionen der Forscher anzusetzen und diese Selbstreflexion zum Teil des Forschungsprozesses werden zu lassen. Dass hier die Ethnologie und mit ihr das Cluster der Sozial- und Kulturwissenschaft eine Art Vorreiterrolle übernehmen, geht auf ihre lange Erfahrung der Feldforschung zurück, in der die Sinne und Emotionen immer hineinspielten.

Sicher verabschiedet man sich mit diesem Wandel von einer kritischen Wissenschaft im Sinne Foucaults, der kulturelle Praktiken hinsichtlich ihres Machtgehaltes bloß legte, oder im Sinne Bourdieus, der die Philosophie aus ihrem Elfenbeinturm in die Ebene des alltäglichen Lebens holte und so Verhaltensweisen als Ausdruck bestehender Machtverhältnisse beschrieb.

Die Einbeziehung von Emotionen und sinnlichen Wahrnehmungen in die Forschungsergebnisse sensibilisiert den Forscher bereits während des Forschungsprozesses, mithin aber auch die gesamte Wissenschaft für die Folgen von Forschung.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal