Weniger als 1,4 Prozent!

  • Frank Hawel
  • Lesedauer: 2 Min.

Trotz intensiver Verhandlungen konnte auch in der dritten Runde mit den Bankarbeitgebern am 3. Mai kein Abschluss erzielt werden. Bei den ver.di-Forderungen nach Gesundheitsschutz, Schutz für Berater und Beraterinnen, der Übernahme von Ausgelernten, einer Ausbildungsinitiative sowie zum Vorruhestand haben die Tarifparteien nach Lösungsmöglichkeiten gesucht. Statt den von ver.di geforderten sechs Prozent Gehaltserhöhung unterbreiteten die Arbeitgeber ein völlig unzureichendes Angebot, mit dem Hinweis, dass es keine deutlichen Korrekturen nach oben geben wird - die Verhandlungen wurden abgebrochen.

Das Arbeitgeberangebot beinhaltet eine mehrstufige Gehaltserhöhung bei 30 Monaten Laufzeit. Gerechnet auf ein Jahr ergibt sich eine Gehaltserhöhung von weniger als 1,4 Prozent. Wo bleiben da Respekt und Wertschätzung für die Bankbeschäftigten? Das Angebot liegt weit unter der Inflationsrate und bedeutet deutlichen Reallohnverlust. Dabei hat ver.di seit Jahren in den Tarifverhandlungen - vor dem Hintergrund der Finanzkrise, welche die Beschäftigten nicht zu verantworten haben - Zurückhaltung geübt.

Da die Banken schon wieder eine positive Geschäftsentwicklung verzeichnen, muss ein Gehaltsabschluss her, der nicht nur die aktuelle Inflation sondern auch den Verzicht in der Vergangenheit ausgleicht. Andere Branchen machen es vor, beispielsweise private Versicherungen, Sparkassen (öffentlicher Dienst), die Telekom und die Deutsche Post. Sogar aus Regierungskreisen wird mitgeteilt: Deutschland kann sich höhere Gehaltsabschlüsse leisten. Und auch die bankberatenden Volkswirte meinen, dass für die Beschäftigten mehr drin wäre.

Höhere Einkommen stärken die Sozialsysteme, unterstützen die Kaufkraft und beleben die Konjunktur. Weniger Konsum bedeutet verschärfte Konkurrenz und Abbau von Arbeitsplätzen.

Jetzt liegt es an jedem einzelnen der 220 000 Bankangestellten, sich durch Beteiligung an den bevorstehenden Streiks gegen die Missachtung ihrer Arbeitsleistung zu wehren und den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, die mit ihrem Verhalten Streiks provoziert haben.

Der Autor ist Gewerkschaftssekretär bei ver.di Stuttgart.

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