Unterwegs zum achten Titel

2013 waren die Berliner Eisbären zum letzten Mal Eishockeymeister. Jetzt will der Rekordchampion endlich wieder ein Finale gewinnen

Fünf titellose Jahre - das wäre wohl ein Albtraum für den deutschen Eishockey-Rekordmeister Eisbären Berlin. So weit will man es nicht kommen lassen. Am Freitag beginnt die Finalserie gegen München.

Von Jürgen Holz

»Nein«, sagt Eisbären Kapitän André Rankel, »die Vergangenheit ist kein Thema mehr für uns. Wir konzentrieren uns auf und selbst. Nichts anderes zählt.« Die Vergangenheit - das ist der Albtraum aus der vorigen Saison, als die Eisbären erstmals wieder im Halbfinale standen und gegen München in fünf Spielen vier Niederlagen kassierten. In dieser Saison gab es in den vier Begegnungen der Hauptrunde gegen die »roten Bullen« auswärts zwei Niederlagen (2:4 und 1:4), aber immerhin zwei Heimsiege (5:4 nach Penaltyschießen und 3:2). Weshalb Rankel denn auch sagt: »München ist ein sehr gutes Team und großer Titelfavorit. Doch im Halbfinale gegen Mannheim offenbarten die Münchner manche Schwäche. Wir sind auch eine gute Mannschaft und können München schlagen.«

Auch Eisbären-Cheftrainer Uwe Krupp, der im Dezember 2014 nach einer permanenten Krise der Eisbären als »Retter« geholt wurde, sieht seine Mannschaft nicht chancenlos: »Die Saison hat gezeigt, dass bei den Eisbären wieder etwas aufgebaut wurde. Wir spielen gutes Eishockey. Die Spiele gegen München waren immer eng. Deshalb glaube ich im Finale an meine Jungs. Jedenfalls wollen wir einen guten Start in München hinlegen. Wir müssen dabei bereit sein, das hohe Tempo mitzugehen, das München vorlegen wird.« Krupp verweist aber noch auf einen anderen Aspekt: »Der wichtigste Punkt ist, dass du weißt, dass du die andere Mannschaft schlagen kannst.«

Für den 52-jährigen Krupp wäre es der erste Meistertitel als Coach, nachdem er mit seinem Heimatklub Köln dreimal im Finale gescheitert war: 2012 und 2013 an Berlin und 2014 an Ingolstadt. Danach setzte man ihm den Stuhl vor die Tür.

Auf der Gegenseite steht mit dem 61-jährigen Cheftrainer Don Jackson ein Mann hinter der Bande, der mit den Eisbären zwischen 2005 und 2013 fünf Meistertitel holte und nun mit München vor dem dritten Triumph steht. Er will mit den Bayern eine ähnliche Serie hinlegen, wie einst mit den Eisbären. Dabei setzt der US-amerikanische Trainerfuchs auf Tugenden, die seine Männer in kritischen Phasen im Halbfinale gegen Mannheim gezeigt haben: »Die Jungs haben sich immer auf das Wesentliche konzentriert und sich durch nichts aus der Bahn werfen lassen. Das werden sie auch gegen Berlin zeigen.« Krupp weiß natürlich um die Stärken des Hauptrundenersten, der einen enorm breiten Kader hat. Dabei ragen Nationaltorhüter Torhüter Danny aus den Birken, der in den Playoffs auf einen beachtlichen Gegentorschnitt von nur 2,01 kam, und der unverwüstliche, schon 37-jährige Torjäger und Ex-Nationalspieler Michael Wolf heraus. Wolf hat in den Playoffspielen schon sieben Tore erzielt und vier Vorlagen gegeben. Sieben Münchner standen im Olympiateam, das unerwartet Silber gewann. Im Eisbärenkader sind es mit Frank Hördler, Jonas Müller und Marcel Noebels drei - summa summarum zehn von 25 Olympiahelden. Diese Endspielserie wird hochklassig.

Die Eisbären stehen zum zehnten Mal in einem Finale. Sie wollen endlich den achten Meistertitel feiern. Dabei wird viel davon abhängen, wie sie ihre Schwächen im Über- und Unterzahlspiel in den Griff bekommen. Mit einem Mann weniger auf dem Eis spielten sie in der Playoffserie gegen Wolfsburg und Nürnberg 46 Mal und kassierten 14 Tore! In Überzahl gelangen ihnen lediglich sieben Tore bei 36 Gelegenheiten. Krupp hatte sich angesichts der Misere nach 61 Saisonspielen endlich dazu durchgerungen, seine Powerplay-Formation zu verändern, als er im fünften Halbfinalspiel gegen Nürnberg Stürmer Marcel Noebels aufs Eis schickte, der sich beim 5:4-Sieg prompt mit einem Tor bedankte.

Zum Finalauftakt am Freitag in München will Krupp mit dem Kader antreten, der am vergangenen Sonntag in Nürnberg den Finaleinzug perfekt gemacht hatte. Am Sonntag geht es dann in Berlin weiter. Sollte die Finalserie mit Spielen am 18., 20, 22. und 24 April tatsächlich über sieben Partien gehen, stünde spätestens am 26. April fest, ob die Eisbären ihren Albtraum besiegen und den achten Titel nach Berlin holen konnten.

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