Eine Modellstrecke für die Zukunft

Mit zwei Weltcuprennen wird das Jeongseon Alpin-Zentrum eröffnet. Zwei Jahre vor Olympia 2018 hat Südkorea noch einige Probleme

  • Dirk Godder, Pyeongchang
  • Lesedauer: 3 Min.
Es wird ernst für die Olympiamacher 2018. Zwei Jahre vor dem prestigeträchtigen Großereignis macht die Skielite der Männer auf ihrer Weltcuptour zum ersten Mal auch in Südkorea Halt.

Bei Bernhard Russi war Erleichterung und Stolz herauszuhören. »Das Kind ist geboren und fängt an zu laufen«, sagt der Schweizer nach dem ersten Trainingslauf der Skiweltelite auf der neu gebauten Strecke für die Winterspiele 2018 in Pyeongchang. Hinter dem Abfahrtsolympiasieger von 1972 und inzwischen gefragten Pistendesigner stehen schwierige Monate von Planung über Genehmigung bis zum Bau der etwa 2,8 Kilometer langen Strecke. Am Wochenende stehen in Jeongseon nun die ersten zwei Weltcuprennen der Männer an.

Dass die Organisatoren trotz Hindernissen rechtzeitig fertig wurden und die Abfahrt (Sonnabend) und den Super-G (Sonntag) austragen können, nötigt Russi Respekt ab. Vor allem das Genehmigungsverfahren - die Strecke im Jeongseon Alpin-Zentrum liegt in einem geschützten Gebiet - sowie die Suche nach der »richtigen Lösung, mit der alle leben konnten«, hätten sich hingezogen.

Nicht weit von der Grenze zum Nachbarstaat Nordkorea entfernt, aber unberührt von neuen Spannungen auf der geteilten koreanischen Halbinsel, trägt der Skiweltverband FIS dort die ersten zwei Rennen aus. Sie sind der erste von 28 geplanten Tests und zugleich eine erste große Bewährungsprobe für die Organisatoren. »Wir sind von der Planungsphase in die Betriebsphase übergegangen«, sagt der Vorsitzende des Organisationskomitees, Cho Yang Ha. Erst am 20. Januar hatte die FIS die Piste freigegeben. Am Fuß der Strecke mit einem Höhenunterschied von 825 Metern sieht es noch wie auf einer Großbaustelle aus. Unter anderem hatte sich der Bau des ersten Gondellifts verzögert. Das Bauteam habe Tag und Nacht gearbeitet, um pünktlich fertig zu werden, sagt OK-Chef Cho in Jeongseon. Für ihn war es ein Kraftakt mit Symbolwert: »Wir haben geliefert, was wir versprachen. Korea kann es schaffen!«

Russi sprach von einer Ausnahmeentscheidung, nur eine Strecke für die Männer- und Frauenabfahrt zu entwerfen. Das könne jetzt aber sogar eine Modellstrecke für die Zukunft sein. Die ersten Rennfahrer-Kommentare fielen positiv aus. »Eine würdige Abfahrt, auch für einen Olympiasieger«, urteilt der Deutsche Andreas Sander. Die Strecke auf einem früher bewaldeten Berghang ist zu etwa 60 Prozent fertig. Was später mit der Schneise passiert, ist noch offen. »Wir haben versprochen, teilweise den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen«, so Provinzgouverneur Choi Moon Soon.

Noch vor gut einem Jahr ärgerten die Organisatoren Diskussionen um die Finanzierung der Spiele und über eine Verlegung von Wettkämpfen in andere Länder. OK-Chef Cho wird nicht müde zu versprechen, dass alle zwölf Sportstätten - sechs davon neu - pünktlich fertig werden. Hier und da hakt es noch. Der Bau der Eisschnelllauf-Arena in Gangneung ist erst zu einem Viertel fortgeschritten.

Ein weiteres Problem sei, dass viele Südkoreaner mit Wintersportarten wie Skispringen oder den alpinen Disziplinen »nicht viel anfangen können«, sagt Provinzchef Choi. Auch sorgt man sich um die Atmosphäre im Land. »Die Stimmung ist noch ein bisschen flach«, sagt der stellvertretende Gouverneur, Kim Myung Sun. Um bei der eigenen Bevölkerung und auch unter ausländischen Touristen Werbung zu machen, wurde am Donnerstag in Gangneung ein dreitägiges »Olympisches Festival« eröffnet - für diesen Namen zogen sich die Veranstalter vom OK allerdings den Vorwurf des »Schmarotzer-Marketings« zu. dpa/nd

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