Nachbar Polen

Klaus Joachim Herrmann über den Besuch der Premierministerin in Berlin

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Das deutsch-polnische Verhältnis hat trotz aller Konflikte und jeder noch so berechtigten Sorge um die rasende rechtskonservative Entwicklung im Nachbarland noch immer Behutsamkeit und Respekt verdient. Es ist nicht nur schwierig und abgekühlt, sondern hat vor allem eine lange Geschichte. Selbst Ungeheuerliches, das andernorts überwunden scheint, verdrängt oder auch ganz vergessen ist, wird in Polen wohl niemals aus der Erinnerung getilgt sein. Schon daran lässt sich der Wert des in den Nachkriegsjahrzehnten wiedergewonnenen Vertrauens ermessen.

Wenn europäische Institutionen die Einhaltung der EU- Regeln bei einem Mitglied prüfen, ist das in Ordnung. Rüpeleien aus Deutschland, die Androhung finanzieller Konsequenzen oder Spott unter der Narrenkappe sind es nicht. »Demokratie nach Putins Art« sollte verletzen, und die arrogante Forderung, »Polen unter Aufsicht (zu) stellen«, beleidigte. Einer auf diese Art angegriffenen Politik werden nur neue Anhänger zugetrieben.

Dabei schaffte Beata Szydlo ihren Antrittsbesuch in Berlin zwar nicht nach ein paar Tagen, aber nach drei Monaten. Bundespräsident Gauck kam in fast vier Jahren nicht bis Moskau. Sollte sich der Umgang mit Polen wie der mit Russland entwickeln, müsste einem um die Nachbarschaft mit dem Osten wieder einmal angst und bange werden.

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