Budapest: Tausende gegen Orbans Bildungsreform

»Freies Land! Freie Schule!«: Proteste gegen antiliberalen Umbau der Schulen / Massenprotestbewegung nimmt seit Ende November ihrer Lauf

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Tausende Demonstranten haben in Budapest gegen die Bildungspolitik der nationalkonservativen Regierung unter Viktor Orban protestiert. Zu dem Protest, einem der größten gegen die Regierung in den vergangenen Jahren, versammelten sich am Samstag einem Fotograf der Nachrichtenagentur AFP zufolge schätzungsweise etwa 10.000 Menschen auf den Straßen den ungarischen Hauptstadt. Auf Transparenten und Schildern waren Slogans zu lesen wie »Freies Land! Freie Schule!« und »Orban raus!«

In Ungarn wurden seit dem Amtsantritt von Orbans Fidesz-Partei im Jahr 2010 Reformen verabschiedet, die von Kritikern als Eingriff in die Unabhängigkeit der Justiz und die Freiheit der Medien gewertet wurden. Auch das Bildungssystem wurde reformiert, weil es der Fidesz als zu liberal galt. Neben der Schaffung einer neuen staatlichen Schulaufsicht, KLIK, wurden ein nationaler Lehrplan geschaffen, die Unterrichtsmaterialien vereinheitlicht und eine Mindestarbeitszeit für Schüler eingeführt.

Die Reformen brachten Lehrer, Eltern und Gewerkschaften auf die Barrikaden. Eine Massenprotestbewegung nimmt seit Ende November ihrer Lauf, als erstmals die Leitung einer renommierten Oberschule in der östlichen Stadt Miskolc einen offenen Protestbrief ins Internet stellte. Darin warnten die Pädagogen, dass das »ganze Bildungssystem in Gefahr« und »alles ins Chaos geglitten« sei. Den Brief unterzeichneten seither mehr als 700 Schulen und insgesamt 30.000 Lehrer und Eltern. In der vergangenen Woche marschierten rund 5000 Eltern und Lehrer durch Miskolc.

Lehrer beklagten Überlastung, ihre Schüler schufteten mehr als arbeitenden Erwachsene, hieß es. Angesichts des ungewohnten Gegenwinds ruderte das Parteienbündnis der rechten Regierung, das im Parlament in Budapest eine absolute Mehrheit hat, vorsichtig zurück. Orban setzte den zuständigen Staatssekretär ab. Das Bildungsministerium lud anschließend Lehrer zu einem runden Tisch. Doch die Gewerkschaften kritisierten, die Maßnahmen seien rein kosmetischer Natur und drohten mit Streiks. Agenturen/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal