Sturm macht Dörfer dem Erdboden gleich

Ausmaß der Zerstörung wird auf den Fidschi-Inseln sichtbar

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Wirbelsturm über den Fidschiinseln hat mindestens 21 Opfer gefordert. Ganze Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht, Stromversorgung und Telefonnetz sind weitgehend zusammengebrochen.

Das Wimmern und Weinen der einjährigen Vive Marama wollte nicht verstummen. Es begleitete den Lärm des Wirbelsturms Winston, der am Wochenende die Fidschiinseln im Südpazifik verwüstete. Die kleine Vive wartete in einem der stabiler gebauten Häuser im kleinen Dorf Qelekuro auf Fidschis Hauptinsel Viti Levu auf ihre Mutter Sera Tinai, wie die lokale Tageszeitung »Fiji Times« am Montag berichtete. Ihre zehnjährige Schwester und andere Dorfbewohner versuchten vergebens, das kleine Mädchen mit Pfannkuchen und anderem Essen abzulenken.

Sera Tinai sollte die gesamte Nacht über nicht in das Evakuierungszentrum zurückkehren, das sie verlassen hatte, um noch mehr Kleidung für ihre Kinder aus ihrem Haus zu holen. Erst am Sonntag wurde die Mutter von neun Kindern schließlich gefunden, nur wenige Meter von einem der sicheren Häuser entfernt. Sie war von einem Dach, das der Sturm von einem Haus abgerissen hatte, erschlagen worden. Sera Tinai ist eines von bisher mindestens 21 Todesopfern, die der Zyklon Winston auf Fidschi gefordert hat. Es war der bisher stärkste Wirbelsturm, der den Inselstaat mit seinen über 300 Inseln je getroffen hat. Der Kategorie 5-Sturm traf mit Windböen von bis zu 325 Stundenkilometern und zwölf Meter hohen Wellen auf das tropische Urlaubsparadies mit seinen 900 000 Einwohnern.

Erste Luftaufnahmen der neuseeländischen Luftwaffe zeigen das Ausmaß der Zerstörung in den teils einsam gelegenen Dörfern. Siedlungen sind dem Erdboden gleichgemacht, Dächer wurden abgerissen, Brücken und Plantagen zerstört.

Jone Tuiipelehaki vom UNO-Entwicklungsprogramm hatte bereits am Wochenende getwittert, dass die Insel Koro besonders schlimm betroffen sei. »Fünfzig Häuser sind im Dorf Navaga auf der Insel Koro als zerstört gemeldet worden.«

Premierminister Frank Bainimarama hat inzwischen Soldaten und Rettungsmannschaften in diese Gemeinden entsandt, um erste Hilfe zu leisten und die Aufräumarbeiten zu unterstützen. Lokale Medien warnen, dass die erste Zahl der 21 Todesopfer noch deutlich ansteigen könne.

Eine Ausgangssperre, die die Behörden über das Wochenende verhängt hatten, wurde am Montag aufgehoben. Die Schulen des Landes bleiben jedoch für die kommenden Tage geschlossen, der Notstand wurde für einen Zeitraum von 30 Tagen verhängt. Am Montag brachten erste Flüge Urlauber wieder zurück in ihre Heimatländer. Touristen wurden laut der lokalen Tourismusbehörde nicht verletzt. Sämtliche Hotels sollen den tropischen Wirbelsturm gut überstanden haben.

In einer Fernsehansprache sagte Premierminister Frank Bainimarama, dass viele Menschen verwirrt und schockiert seien. »Dies ist eine Zeit der Trauer, aber es wird auch eine Zeit der Taten sein - wir werden das, was wir verloren haben, wieder aufbauen.« Es sei aber eine Menge Arbeit zu tun: Neben zerstörten Häusern und Ernten sind auch die Stromversorgung sowie das Telefonnetz in großen Teilen des Landes zusammengebrochen.

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