Zerrissen und zerstückelt

In Sachsen-Anhalt hat das »Grüne Band« große Lücken

  • Romina Kempt, Beetzendorrf
  • Lesedauer: 2 Min.

Fast ein Drittel des »Grünen Bandes« in Sachsen-Anhalt weist nach Angaben von Naturschützern Lücken auf. Damit ist Sachsen-Anhalt das Bundesland mit den größten Unterbrechungen entlang des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens, sagte der Projektleiter »Grünes Band Sachsen-Anhalt« vom Landesverband Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Dieter Leupold.

Das »Grüne Band« ist ein vor rund 25 Jahren ins Leben gerufenes Naturschutzprojekt. Das Ziel ist es, auf dem einstigen Grenzstreifen einen durchgängigen Biotopverbund - einen Naturgürtel - für bedrohte Tiere und Pflanzen zu schaffen. Der etwa 50 bis 200 Meter breite Grünstreifen vom Vogtland bis an die Ostsee ist rund 1400 Kilometer lang - wird aber von etlichen Lücken unterbrochen. Auf 345 Kilometer Länge geht das Band nach Angaben des BUND durch Sachsen-Anhalt. Aber auf insgesamt rund 100 Kilometern davon gibt es Ackerflächen, Straßen oder Siedlungen.

»Das ›Grüne Band‹ ist für viele Tiere der letzte Rückzugsort«, sagte Leupold. Unter anderem verbreiteten sich in den vergangenen Jahren Braunkehlchen, Fischotter, Schwarzstörche und Moorfrösche. Sogar ein Seeadler-Paar wurde in dem Naturstreifen beobachtet. Zuletzt wurden Tiere wie der Eisenfarbige Samtfalter, ein vom Aussterben bedrohter Schmetterling, nachgewiesen.

Bundesweit leben nach Auskunft der Naturschützer derzeit mehr als 1200 bedrohte Tier- und Pflanzenarten in dem Gebiet des »Grünen Bandes«. Es sei wichtig, nicht nur den schmalen Streifen zu schützen, betonte Leupold. Auch die angrenzenden Gebiete müssten für den Naturschutz freigegeben werden. Nur so hätten die Tiere die Chance, sich zu vermehren und auch ausreichend Nahrung zu finden.

Auch seltene Pflanzen konnten sich ausbreiten. Das »Grüne Band« schützt laut BUND bei Hoyersburg (Altmarkkreis Salzwedel) beispielsweise eine Binnensalzwiese. Dort wachsen Pflanzen wie Strandmilchkraut, Stranddreizack und Salzbinse, die sich sonst nur in Küstennähe wohlfühlen - und eine jahrelang verschwundene Orchideenart, das Kleine Knabenkraut.

Ein Grund für die zahlreichen Lücken im Band ist die gute Qualität der Böden, sagte der Naturschützer Leopold. Besonders im Harzvorland und in der Börde sind die Flächen für Landwirte wichtig und nahezu unverzichtbar. Die Naturschützer bemühen sich seit Jahren, die fehlenden Teilstücke von den Bauern für das Projekt zu erwerben. Sie bieten für einen Tausch gleichwertige Böden an. dpa/nd

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