Fliegende Franzosen

Biathletin Marie Dorin-Habert gewinnt ihre vierte WM-Medaille, Laura Dahlmeier die dritte

Drei Individualrennen haben die Biathletinnen bei der WM in Oslo hinter sich. Jedes Mal standen Marie-Dorin-Habert und Laura Dahlmeier auf dem Podium. Über 15 Kilometer lag die Französin wieder vorn.

Norwegens Hauptstadt Oslo bleibt in diesen Tagen fest in französischer Hand. Marie Dorin-Habert wurde am Mittwoch Biathlonweltmeisterin im Einzel über 15 Kilometer der Frauen und sorgte damit im sechsten WM-Rennen bereits für den vierten Titel Frankreichs. Ihre Teamkollegin Anais Bescond, die wie Dorin-Habert erst beim letzten von vier Schießeinlagen einmal daneben gezielt hatte, komplettierte den Doppelerfolg der Französinnen vor Laura Dahlmeier, die bereits ihre dritte Medaille in Oslo gewinnen konnte.

Dorin-Habert, die nach der Siegerehrung gemeinsam mit Bescond und allen Teambetreuern im Langlaufstadion des Holmenkollens tanzte, läuft ihre zehnte Weltcupsaison. Sie stand schon 27 mal auf dem Podium, das längste aller Einzelrennen hatte sie jedoch bis zu diesem WM-Lauf noch nie gewinnen können. »Das ist eine große Überraschung für mich. Keine Ahnung, warum, aber diese WM läuft perfekt für mich«, sagte die 29-Jährige nach dem Rennen im ZDF. Bereits vor einem Jahr wurde sie kurz nach ihrer Babypause überraschend Sprintweltmeisterin. In Oslo konnte sie nun in allen vier bisherigen Rennen eine Medaille erringen. »Ich habe das Gefühl, ich würde fliegen.« Fast hätte sie der Italienerin Dorothea Wierer auch noch den Gesamtweltcup in dieser Disziplin entrissen. Dazu fehlten ihr nur zwei Punkte.

Wie Dorin-Habert hatte keine der vier deutschen Läuferinnen alle 20 Schüsse ins Ziel bringen können. Das gelang von 94 Starterinnen aber auch nur der Kanadierin Julia Ransom und der Estin Meril Beilmann. Die beiden Außenseiterinnen waren in der vom Neuschnee extrem verlangsamten Strecke aber chancenlos.

Viel besser lief es da für Laura Dahlmeier, die abermals die mit Abstand die schnellste Schlussrunde lief, und sich trotz zweier Fehlschüsse und den damit verbundenen Strafminuten auf den letzten Kilometern noch um sechs Plätze nach vorn schob. »Nach dem erstem Fehler hatte ich Schwierigkeiten, ins Rennen zu finden und dann kam auch noch der zweite hinzu. Aber abgerechnet wird nun mal im Ziel, und ich kämpfe immer bis zum Schluss«, sagte die 22-jährige Partenkirchnerin. »Entscheidend ist, dass man nicht aufsteckt, denn es kann immer viel passieren.«

In der Tat schossen ihre Kontrahentinnen, die lange vor Dahlmeier gelegen hatten, beim letzten Schießen reihenweise daneben und ließen die Deutsche doch noch an sich vorbeiziehen. »Die dritte Medaille im dritten Rennen. Das ist Wahnsinn. Ich war nicht zufrieden mit den Fehlern beim Liegendschießen, aber wenn noch so was dabei rauskommt, bin ich natürlich sehr glücklich«, so Dahlmeier, die insgesamt schon fünf WM-Medaillen in ihrer Karriere sammeln konnte. »Ich will genau zur WM meine besten Leistungen zeigen«, hatte sie vor der Abreise nach Oslo noch gegenüber »nd« gesagt. Nun stellte sie fest: »Das ist mir gelungen, und darüber bin ich sehr stolz.«

Nur die beiden Französinnen Dorin-Habert und Bescond konnte Dahlmeier nicht mehr einholen, da beide das längste Frauenrennen viel mutiger angegangen waren als die Deutsche und auch die besten Gesamtlaufzeiten des Tages für sich verbuchten. Leidtragende von Dahlmeiers fantastischer Schlussrunde war ihre Teamkollegin Franziska Hildebrand. Wie schon im Verfolgungswettkampf hatte die 28-jährige aus Clausthal-Zellerfeld nach dem letzten Schießen mit nur einer Strafminute erneut auf Rang drei gelegen. Wurde sie am Sonntag bei Dahlmeiers Goldlauf noch von Dorin-Habert auf Rang vier verwiesen, ließ sie sich diesmal von Dahlmeier überholen und sogar noch auf Platz sechs verdrängen. Ganze 41 Sekunden verlor Hildebrand über die letzten drei Kilometer auf die wie entfesselt laufende Teamkameradin.

Im Team werden sie am Freitag gemeinsam versuchen, ihren Staffeltitel aus dem Vorjahr zu verteidigen. Wer neben der am Mittwoch pausierenden Franziska Preuß den vierten Platz zugesprochen bekommt, ist indes noch unklar. Vanessa Hinz konnte nach einem mit Platz 61 verpatzten Sprint auch im Einzel das in sie gesetzte Vertrauen der Trainer nicht bestätigen. Obwohl sie bei einsetzendem Schneefall den Vorteil einer frühen Startnummer genoss, war sie mit drei Fehlern langsamer als die genauso oft daneben schießende Maren Hammerschmidt, die auf Platz 27, zehn Plätze vor Hinz ins Ziel kam.

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