Werbung

Falsche Stellschraube

Fabian Lambeck findet den Vorschlag des JU-Vorsitzenden zum Rentenalter unsozial

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 1 Min.

Paul Ziemiak hat einen Großteil seines Arbeitslebens noch vor sich. Der JU-Vorsitzende studiert Unternehmenskommunikation und ist nebenher für eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft tätig. Man darf annehmen, dass Ziemiak, auch dank seiner politischen Kontakte, einen gut dotierten Job finden wird, der ihn körperlich wenig beansprucht. Wenn der JU-Chef nun fordert, das Renteneintrittsalter an die statistische Lebenserwartung zu koppeln, dann mag das vor seinem persönlichen Erfahrungshorizont vielleicht Sinn ergeben. Der smarte Christdemokrat blendet aber jene aus, die, anders als er und seine Klassenbrüder und -schwestern, Jobs haben, die man mit 67 oder 70 nicht mehr ausüben kann. Das betrifft Krankenschwestern und Dachdecker ebenso wie Lehrer oder Sachbearbeiter im Jobcenter. Für viele Berufsgruppen kommt jede Erhöhung des Renteneintrittsalters einer Kürzung gleich. Denn wer früher geht, muss Abzüge hinnehmen.

Ziemiak will seinen Vorstoß als Beitrag zur Diskussion um die Zukunftsfähigkeit der Rentenversicherung verstanden wissen. Sicher stellt der demografische Wandel das Umlageverfahren vor große Herausforderungen, aber es gibt andere Stellschrauben, an denen man drehen könnte. So müsste man endlich Beamte und Freiberufler ins System holen sowie Lohnabschlüsse vereinbaren, die die gestiegene Produktivität vollumfänglich abbilden. Aber das wäre wohl zu viel Sozialismus für einen wie Ziemiak.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal