Eine Schlappe für Trump

Sechster Sieg von Sanders in Folge bei US-Vorwahlen

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 3 Min.

Ob Adele, Neil Young, Aerosmith, R.E.M. oder jetzt der Rapper Everlast, sie alle wollen nicht, dass ihre Musik die Anhänger Donald Trumps bei Wahlkampfveranstaltungen auf Touren bringt. Dem rechtspopulistischen Milliardär gehen die Lieder aus. Auch die Wähler? Bei den Vorwahlen im US-Bundesstaat Wisconsin jedenfalls gab es eine empfindliche Niederlage für den führenden republikanischen Präsidentschaftsbewerber. Sein schärfster Konkurrent Ted Cruz lag nach Auszählung von 98 Prozent aller Stimmen mit 48 Prozent satte 15 Prozentpunkte vor dem Immobilienmogul, obwohl es ihm in Wisconsin eigentlich an evangelikalen Sympathisanten mangelt. Der Senator aus Texas sprach anschließend sogar von einem »Wendepunkt« im innerparteilichen Ausscheidungsrennen.

Das allerdings scheint dann doch etwas hoch gegriffen. Noch führt Trump deutlich, er kommt inzwischen auf etwa 740 Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag, Cruz auch auch nach dem jüngsten Erfolg nur auf etwa 480. Dass er selbst die für die Kandidatur notwendigen 1237 Mandate erreicht, scheint Wahlbeobachtern kaum wahrscheinlich. Doch könnten weitere Siege des 45-Jährigen dazu führen, dass auch Trump das Quorum verfehlt. Und dann ergibt sich in Cleveland eine völlig neue Situation - eine Kampfabstimmung, in der die Delegierten in ihrer Stimmabgabe frei sind und auch den Wahlmännern und -frauen des abgeschlagenen dritten Bewerbers John Kasich eine möglicherweise entscheidende Rolle zukommt. In Wisconsin kam der Gouverneur von Ohio nicht über 14 Prozent der Stimmen hinaus. Er kann nach Angaben der »New York Times« nun auf insgesamt 143 Delegiertenstimmen zählen.

Von einer Wende träumen auch weiter Anhänger von Bernie Sanders. Der demokratische Sozialist hat bei den Demokraten jetzt schon den sechsten Bundesstaat in Folge für sich gewinnen können, oder wie der 74-Jährige am Abend des erneuten Triumphes vorrechnete, »sieben der letzten acht Vorwahlen«. Trotzdem liegt er bei den Delegiertenstimmen noch immer klar hinter Hillary Clinton, die bislang 1743 Delegierte vorweisen kann. Ihr einzig verbliebener Gegner kommt auf 1056.

Aber selbst aus dieser Konstellation saugt das Sanders-Team noch Hoffnung: In der Statistik verstecken sich auch die sogenannten Superdelegierten, die nicht gewählt, sondern von der Partei bestimmt werden. Hier schreibt man laut »New York Times« Clinton zur Zeit 469 zu, Sanders nur 31. Aber warum, so sein Kalkül, sollte es mit einem überzeugenden Wahlprogramm und weiteren Siegen nicht gelingen, sie von einem Meinungswechsel zu überzeugen? Die »Superdelegierten« können allein ihrem politischen Gewissen folgen.

Doch realistischerweise dürfte es wohl auch Sanders bestenfalls noch gelingen, eine absolute Mehrheit von 2383 Stimmen und damit die Vorentscheidung für Clinton zu verhindern. Zumindest aber könnte dieser Vorwahlkampf in beiden Parteien noch einmal viel mehr Spannung entfalten, als vor ein paar Wochen möglich schien.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal