Marzahn-Hellersdorfer Lieblingsorte

Menschen mit und ohne Behinderung publizieren Kiezatlas

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Wuhletalwächter, der Bienengarten, der Berliner Balkon oder die Oberfeldstraße - sie haben es alle in den Kiezatlas Marzahn-Hellersdorf geschafft. Dort finden sich 50 Lieblingsorte.

Wer mit offenen Augen durch den Großbezirk am nordöstlichen Stadtrand geht, kann durchaus das eine oder andere Kleinod entdecken. Einige davon finden sich im neuen Kiezatlas für Marzahn-Hellersdorf mit dem Titel »Zeig mir deine Welt!«. Die zwei Hefte - eines für Marzahn, das andere für Hellersdorf - sind innerhalb eines Inklusionsprojektes einstanden.

Jeweils ein halbes Jahr lang recherchierten Frauen und Männer aus verschiedenen Einrichtungen des Vereins »Mittendrin«, der Lebenshilfe, des Vereins »Ball« und dem Wuhletal-Psychosoziales Zentrum für die Publikation. Sie stellten zunächst eine Liste mit ihren Lieblingsorten zusammen: Parks, Museen, Gärten aber auch Eiscafés oder eine Bar. »Gemeinsam wählten wir schließlich 50 Anlaufpunkte aus und schickten Teams los, sie zu bewerten«, erklärt Alexander Wagner vom Verein »Mittendrin«.

Vermerkt werden sollten die Erreichbarkeit, Öffnungszeiten, was die Teilnehmer an diesem Platz mögen, was man dort machen kann und was sie sich dort wünschen. Über die Biesdorfer Höhe, eine 82 Meter hohe Erhebung nahe der Altentreptower Straße, ist nun im Kiezatlas Marzahn zu lesen: »Schön ruhig, gute Aussicht auf Marzahn«. Als Wunsch notierten die Projektteilnehmer: »Eine Toilette wäre schön«.

Bei vielen Mitwirkenden kam es während der Spaziergänge immer wieder zu Aha-Effekten. Denn obwohl die Frauen und Männer alle am nordöstlichen Berliner Stadtrand wohnen, entdeckten die meisten plötzlich Orte, an denen sie vorher noch nie waren. Martina Passoke ging es mehrmals so. Bevor das Kiezatlas-Projekt begonnen hatte, wusste sie beispielsweise nicht, dass es zwischen den U-Bahnhöfen Hellersdorf und Louis-Lewin-Straße einen Balanceweg gibt: »Hier kann man wunderbar sein Gleichgewicht trainieren, balancieren und schließlich die Motorik verbessern«, sagt die Hellersdorferin. Auf jeden Fall gehört dieses Gelände jetzt auch zu ihren Lieblingsorten.

Manche Bereiche dürften bisher nur Insidern bekannt sein, wie der Kiezpark des Wohnungsunternehmens Fortuna. In der grünen Oase mitten im Neubaugebiet an der Schwarzburger Straße können Besucher verweilen und - in Absprache mit den Anwohnern - Blumen pflücken und Erdbeeren naschen.

Sportlich aktiv werden kann man am 17,5 Meter hohen Kletterfelsen Wuhletalwächter an der Havemannstraße. Unter Anleitung des Deutschen Alpenvereins lassen sich dort Klettererfahrungen sammeln. Für Kinder empfehlen die Atlas-Mitwirkenden den Besuch des Spielplatzes Wicke an der Schorfheidestraße. »Hier dürfen sogar Hütten gebaut werden«, sagt Kirsten Betancourt, Bereichsleiterin der Beschäftigungstagesstätte »Mittendrin«.

Das vom Paritätischen Landesverband Berlin initiierte und finanzierte Projekt brachte als Ergebnis nicht nur Wegweiser zu interessanten Orten hervor: Darüber hinaus setzen die Kiezatlanten ein Zeichen für Beweglichkeit, Begegnung und Barrierefreiheit.

Die beiden Hefte sind übersichtlich gestaltet, mit großer Schrift, vielen Signets, Übersichtskarten und Fotos. Jeweils 2500 Exemplare wurden zunächst gedruckt.

Zu erhalten sind die Atlanten unter anderem in den Stadtteilzentren Kaulsdorf und Hellersdorf-Ost sowie beim Verein »Mittendrin«.

Mehr Infos unter: www.ev-mittendrin.de

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