Neuer Leseclub für deutsch-russische Literatur

Lichtenberger Schule erhielt neue Räumlichkeiten / Festtage in Karlshorst feiern im Juni zehnjähriges Jubiläum

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Lichtenberg hat seinen ersten Leseclub. Das Besondere: In dem vom Verein Lyra geführten Projekt gibt es Medien in deutscher und russischer Sprache.

Dass in diesem gemütlich eingerichteten Raum lesen Spaß macht, wird den Besuchern bereits während der Eröffnung klar. Sie lassen sich in knallbunte Sitzsäcke fallen, nehmen an Holztischen Platz und stöbern in den prall gefüllten Regalen. »Schauen Sie sich in Ruhe um, hier gibt es jede Menge zu entdecken«, fordert Walter Gauks, Vorsitzender des Vereins Lyra, die erwachsenen Gäste in der Kultschule an der Sewanstraße auf.

Gemeinsam mit der Lichtenberger Bürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD) eröffnete er am vergangenen Mittwoch diesen besonderen Club, in dem vor allem Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren willkommen sind. Ziel sei es, den Mädchen und Jungen den Spaß am Lesen zu vermitteln, erklärte Gauks. 152 Bücher stehen zunächst zur Verfügung: Märchen, Abenteuer, Lexika, ebenso Zeitschriften und digitale Medien. Außerdem wurden im Rahmen des Förderprogramms »Kultur macht stark, Bündnisse für Bildung« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung 25 Spiele angeschafft. Auch dadurch sollen die Kinder »auf lockere Art und Weise« an das Lesen herangeführt werden, sagte Gauks.

Im Unterschied zu anderen Leseclubs stehen jetzt in Lichtenberg deutsch- und russischsprachige Bücher zur Verfügung. Zu den neuesten Werken gehört die Abenteuergeschichte »Mit einem Drachentöter durch Moskau«. Der Verlag Retorika, der sich mit seinen Angeboten an Kinder aus russischsprachigen Familien, die bilingual aufwachsen, richtet, sowie an Schulen mit Russisch-Unterricht, überreichte dieses Exemplar. »Wir haben festgestellt, dass sich Kinder von Russlanddeutschen nicht so gut entwickeln, wenn sie ihre Heimatsprache nicht beherrschen«, sagte Victoria Viererbe. Zum Verlagsprogramm gehören deshalb zweisprachige Geschichten.

Für Walter Gauks stellt die Leseclub-Eröffnung eine »große Bereicherung der Kultschule« dar. Von zwei Ehrenamtlichen werde das Projekt geführt. Geplant sind Vorlesenachmittage aber auch Mitmachaktionen für Familien. »Wir möchten wirklich alle Generationen ansprechen«, sagt Gauks.

Künftig könnten ebenfalls »Lesungen im Literaturzelt« angeboten werden. So wie es auf den Deutsch-Russischen Festtagen schon lange Tradition ist. In diesem Jahr findet vom 10. bis 12. Juni, zum zehnten Mal, diese Veranstaltung im Pferdesportpark an der Karlshorster Treskowallee statt: Unter anderem mit Deutsch-Russischem Renntag, einem Festival »Kultur-Brücke«, einer Theateraufführung sowie russischem Kino und dem Jugendfestival »Neuer Wind«. Bereits am 8. Juni treffen sich im Hotel Abacus in Lichtenberg 150 Jugendliche - darunter Deutsche aus Russland und anderer Nachfolgestaaten der Sowjetunion - zum 3. Jugend- und Bildungsforum. Das Projekt leistet einen Beitrag zur Integration von Russlanddeutschen sowie zum gegenseitigen Austausch und Verständnis zwischen deutscher und russischer Kultur. »Den Teilnehmern soll verdeutlicht werden, dass die deutsche und die russische Kultur miteinander vereinbar sind und die Kenntnis beider Länder und ihrer Gepflogenheiten eine Ressource darstellt«, erklärte Walter Gauks. Seit 2009 leitet er den Verein Lyra, der 1996 gegründet wurde und aktiv die Integration in Lichtenberg fördert.

www.drf-berlin.de

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