Boxenvater

Spediteur Malcom McLean: Durchbruch dank Militärs

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Vietnam-Krieg verhalf dem Container zum Durchbruch. Als US-Präsident Lyndon B. Johnson Mitte der 1960er Jahre die Truppen massiv aufstockte, war der einzige Tiefwasserhafen Südvietnams mit dem Nachschub aussichtslos überfordert. Die Militärs suchten dringend Rat bei Reedern und stießen auf den Außenseiter Malcom McLean mit seiner umwälzenden Idee. Bald lieferte der Transportunternehmer Panzerketten und Granaten, ja sogar Schokoladeneis in Containern an die Truppen in Vietnam.

Der Farmersohn mit schottischen Wurzeln, der auf den Namen Malcolm getauft war, aber sich später nach der schottischen Schreibweise nur noch mit einem »l« schrieb, hatte in den 30er Jahren seinen ersten Lkw gekauft und transportierte Baumwolle zum Hafen von Hoboken in New Jersey. Er ärgerte sich über die lange Wartezeit infolge der umständlichen Verladung: Hafenarbeiter schafften Ballen für Ballen einzeln auf ein Schiff.

Einer Legende nach kam dem »Selfmademan« die zündende Idee beim Anblick eines Zigarettenautomaten. Ob wahr oder nicht: »McLean erfand das Prinzip, mit gleichförmigen Behältern eine durchgängige Transportkette von Land auf See und von See wieder an Land zu spannen«, schreibt der Hamburger Wirtschaftsjournalist Olaf Preuß in seinem Buch »Eine Kiste erobert die Welt«. Der Clou: Die Ladung wird in eine »Kiste« verpackt, die sich sowohl per Lkw als auch per Bahn und Schiff transportieren lässt.

McLean ließ 1956 einen alten Weltkriegstanker umbauen, um darin Stahlboxen voller Baumwollballen zu verstauen. »Ich habe keine Schiffe, ich habe seegängige Lastkraftwagen«, beschrieb er sein Konzept der standardisierten Boxen. Seinen ersten Großeinsatz erlebten McLeans Containerfrachter dann im Vietnamkrieg bei der Versorgung der US-Truppen. Seine Reederei Sealand beschäftigte bald 3000 Mitarbeiter. Ende der 60er Jahre verkaufte der Raucher Sealand an den Tabakkonzern Reynolds. McLean blieb aber noch lange an der Spitze der Reederei.

Wirtschaftlich ging seine Rechnung nicht auf: Eine neue Flotte aus schnellen Containerfrachtern schluckte sehr viel Schweröl. Und als infolge der Ölkrisen die Treibstoffpreise in die Höhe schossen, ging Sealand baden. Über einige Verkaufsstationen hinweg landete die erste Containerreederei der Welt dann 1999 bei Maersk - der dänische Konzern ist weltweit der Primus der Branche.

Der umtriebige Geschäftsmann McLean gründete im hohen Alter noch eine Versicherung, kaufte einen Farmbetrieb und begann mit der Schweinezucht. 2001 starb er im Alter von 87 Jahren. Noch so eine Legende: Anlässlich seiner Beerdigung sollen die Signalhörner von Containerfrachtern auf allen Meeren erklungen sein.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal