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Bayer bietet 62 Milliarden Dollar für Monsanto

Der Pharmariese will Führung im Agrarbereich ausbauen / Kritiker warnen vor der Übernahme

  • Lesedauer: 2 Min.
Monsanto genießt einen eher zweifelhaften Ruf und auch das Pharma- und Chemieunternehmen Bayer stand schon in der Kritik. Nun legt Bayer ein Angebot vor, um mit dem Agrarunternehmen zu fusionieren.

Leverkusen. Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer will die größte Übernahme in der Firmengeschichte ohne den Verkauf eigener Unternehmensteile stemmen. Solche »Portfolio-Maßnahmen« seien für die Finanzierung des 62 Milliarden US-Dollar schweren Angebots für den amerikanischen Agrarchemie-Spezialisten Monsanto nicht geplant und notwendig, sagte Bayer-Chef Werner Baumann am Montag.

Mit dem am Morgen offiziell vorgestellten Übernahmeangebot würde Bayer zum weltweit größten Hersteller landwirtschaftlicher Chemie aufsteigen. Der Konzernumsatz würde so auf rund 60 Milliarden Euro (bisher: 46,3 Mrd) zulegen, die Zahl der Mitarbeiter auf fast 140.000 (bisher: knapp 117.000) klettern.

Am Donnerstag hatten die beiden Konzerne nach vorangegangenen Spekulationen Gespräche bestätigt. Zum aktuellen Angebot hat sich Monsanto bisher aber nicht geäußert. Bayer zeigte sich von der industriellen Logik der Übernahme überzeugt.

Die Offerte sei »sehr attraktiv«, betonte Baumann. Man erwarte nun gespannt die Antwort der Monsanto-Führung. Der US-Konzern hatte in der vergangenen Woche von einem unaufgeforderten Angebot gesprochen. Der Hauptsitz des Bayer-Agrarchemie-Geschäfts soll in Monheim bleiben, das Saatgut-Geschäft in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) angesiedelt werden.

Kaum ein globales Unternehmen ist zudem so umstritten wie der Konzern Monsanto aus St. Louis. Gentechnik, massiver Druck auf Landwirte und Streit um Patente - die Liste der Kritikpunkte ist lang. »Monsanto ist der Konzern, der für das personifizierte Übel der industrialisierten Landwirtschafts-, Agrar- und Chemieindustrie steht«, sagt Dirk Zimmermann, Agrarexperte bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Eine größere Konzentration führe zu weniger Vielfalt und höheren Saatgutpreisen, befürchtet Zimmermann.

Der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck (Grüne) kritisiert die Pläne des Bayer-Konzerns in der »Rheinischen Post«: »Die Konzentration der Macht über Saatgut und Pflanzenschutzmittel zwingt Landwirte in der EU, aber auch und gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern, in die totale Abhängigkeit.« Der Chef der Bundestagsfraktion der Grünen, Anton Hofreiter, sagte, »Gentechnik und Pestizide sind keine Zukunfts-, sondern Risikotechnologien«. Bayer würde mit der Übernahme das eigene Gerede über nachhaltige Unternehmenskultur Lügen strafen, warnt Hofreiter.

Kritisiert wird Monsanto auch wegen seines Umgangs mit den Landwirten, die die patentrechtlich geschützten Pflanzensorten nicht einfach nachzüchten und dann neu aussäen dürfen. Stattdessen müssen sie stets neues Saatgut von Monsanto kaufen - viele Bauern sind deshalb hoch verschuldet. Agenturen/nd

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