nd-aktuell.de / 29.05.2016 / Politik

AfD-Vorsitzende wirft Kirche »Geschäftemacherei« vor

Petry: Kirche betreibt eine Art modernen Ablasshandel / SPD und CDU weisen Kritik der Rechtspartei zurück

Berlin. Die AfD lässt in ihrer Kritik an der Flüchtlingshilfe der Kirchen nicht nach. Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry bekräftigte am Sonntag im Deutschlandfunk Vorwürfe von Parteikollegen. Es scheine ihr offensichtlich, dass »die Kirche eine Art modernen Ablasshandel betreibt, gerade in der aktuellen Flüchtlingskrise«, sagte Petry.

Es gebe eine starke Verflechtung in die Aufnahme von Flüchtlingen, das Bereitstellen von Räumlichkeiten und »damit natürlich eine Partizipation an den staatlichen Mitteln«. Auf die Frage, ob sie das als »Geschäftemacherei« sehe, antwortete Petry, das seien nicht ihre Worte, aber es gebe Mitglieder, die dies durchaus zuspitzten.

Bei ihrem Engagement habe die Kirche eigene Interessen, sagte Petry. Außerdem vergesse sie, »dass die Betrachtung der aktuellen Migrationskrise als reine Flüchtlingskrise einfach zu kurz greift«. Es müsse »differenziert über die aktuelle Einwanderungsthematik« gesprochen werden.

Dass die AfD von den Podien des Katholikentags in Leipzig ausgeschlossen wurde, nannte Petry ein »unchristliches Verhalten sondergleichen«. Sie habe gelernt, dass die Türen der Kirche für jedermann offen seien, sagte die AfD-Vorsitzende in dem Interview am Rande des Katholikentags.

Bei der Flüchtlingshilfe hatte zuvor der bayerische AfD-Vorsitzende Petr Bystron in einem Gastbeitrag für die »Huffington Post« die These vertreten, das Engagement von katholischer und evangelischer Kirche sei von wirtschaftlichen Interessen bestimmt. Die Amtskirchen verdienten über ihre Wohlfahrtsverbände »alleine an der Flüchtlingskrise mehrere Milliarden Euro pro Jahr«. Deshalb hätten die beiden Kirchen »aus kommerziellen Gründen« ein »massives Interesse« an weiterer Zuwanderung.

Vertreter von Bundesregierung und Kirchen wiesen dies als Verunglimpfung zurück und verwiesen auf eigenes finanzielles Engagement sowie die karikativen Vorgaben der Wohlfahrtsverbände. Bundesinnenminister Thomas de Maizière kritisierte die Äußerung scharf. »Wenn die AfD behauptet, dass die Caritas, Diakonie und andere ein Millionengeschäft mit Flüchtlingen machen, dann ist das eine Beleidigung für die Caritas und die Hunderttausenden von ehrenamtlichen Helfern, die da arbeiten«, so der CDU-Politiker.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) warf der AfD vor, all jene zu beleidigen, die sich in der Kirche für Flüchtlinge engagierten. Dies zeige, »wes Geistes Kind diese Leute sind«, sagte er der »Rheinischen Post«. Auch Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) kritisierte die AfD scharf: »Anstatt selbst etwas zu tun, beleidigt sie lieber diejenigen, die sich solidarisch verhalten.«

Das Thema Flüchtlinge zog sich wie ein roter Faden durch den Katholikentag. De Maizière betonte, die Bundesregierung müsse eine Asylpolitik betreiben, bei der ein Großteil der Bevölkerung mitkomme: »Das heißt nicht, dass alle einer Meinung sind. Politische Führung heißt auch, gegen den Zeitgeist etwas zu machen. Aber Sie brauchen ein Mindestmaß von gesellschaftlichem Zusammenhalt. Und der war gefährdet und ist noch gefährdet.«

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte mit Blick auf die Situation in Ostdeutschland, es sei auffällig, dass in Regionen, in denen die meisten Menschen »an vieles, aber sicher nicht an einen dreifaltigen Gott glauben, am lautesten eine angebliche Islamisierung Deutschlands beklagt« werde. Agenturen/nd