Panorama des Jahrhunderts

Bruno Preisendörfer erkundet in einem fesselnden Buch die Luther-Zeit

Es war Schwerstarbeit. Martin Luther saß im Winter 1521/22 auf der Wartburg und übersetzte das Neue Testament. Das Tagespensum: ungefähr zehn Seiten. Er hatte, auf sich allein gestellt, weder Helfer noch Hilfsmittel zur Hand, kein Wörterbuch, nur die griechische Urfassung, ediert und kommentiert von Erasmus von Rotterdam (obwohl er das Griechische nicht vollends beherrschte), seine Vulgata, die lateinische Bibelübersetzung des heiligen Hieronymus, mit der er seit den Tagen im Kloster so vertraut war, dass er sie fast auswendig kannte, vermutlich auch eine der ersten Übersetzungen, die auf den lateinischen Text zurückgingen. Luther, konzentriert auf seine Aufgabe, schuftete. Er hatte eine Last auf sich genommen, »die über meine Kräfte geht«, er vergaß die wüsten Blähungen, die ihn wie nie zuvor quälten, er kämpfte offenbar auch nicht mehr so erbittert mit dem Teufel und den Dämonen, wie die Legende es will. Nur der Lärm der Unruhen in W...


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