Die verhinderte Großstadt

Singer-Nähmaschinenwerke machten kleine Orte zu Metropolen - nur Wittenberge nicht

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Wittenberge verlor nach der Wende 6500 Industriearbeitsplätze und hat sich von diesem Schlag nie wieder so richtig erholen können.

Hätte es die Wende nicht gegeben, dann hätten Sigrid Wuttke und ihr Mann Lothar bis zur Rente im VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge gearbeitet. Sie als Chefin des Lohnbüros, er als Klubhausleiter. Da sind sie sich sicher. Womöglich hätten auch die Kinder im Betrieb angefangen.

Doch der ehemals volkseigene Betrieb ging Pleite wie unzählige andere auch. Am 31. Januar 1992 erhielten alle bis dahin noch übriggebliebenen Beschäftigten die Kündigung. 3200 Mitarbeiter hatten in der DDR pro Jahr 430 000 Nähmaschinen hergestellt. 40 Prozent der Produktion ging ins westliche Ausland, weitere 20 Prozent in die Sowjetunion und in andere Ostblockstaaten. Zwar verfügte die Sowjetunion in Podolsk über ein eigenes Nähmaschinenwerk, das aber selbst mit einer gigantischen Stückzahl von 1,4 Millionen im Jahr den heimischen Bedarf nicht decken konnte.

Die Wittenberger Nähmaschinen der Marke »Veritas« waren begehrt in der DDR, wo sie 1400 Mark kosteten, und ve...


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