nd-aktuell.de / 03.08.2016 / Sport / Seite 19

Gekommen, um zu spielen

Die Flüchtlingsmannschaft FC Lampedusa Hamburg wird offizieller Teil des FC St. Pauli und tritt als Refugee-Team des Fußball-Zweitligisten an

Alexander Isele

Nicht alle Tage kommen Flüchtlinge dazu, ein Fußballspiel gegen den amtierenden Europa-League-Gewinner FC Sevilla zu eröffnen. Wenn auch nur symbolisch, war es doch der Höhepunkt des Testspiels des FC St. Pauli am vergangenen Wochenende, bei dem die Flüchtlingsmannschaft FC Lampedusa Hamburg (FCL) gemeinsam mit den Profis das Spielfeld betrat und Kapitän Mooto den Anstoß ausführte.

Grund für den Auftritt war die Übereinkunft zwischen den beiden Hamburger Vereinen, die nun zweieinhalbjährige freundschaftliche Verbundenheit offiziell zu machen. Der FCL und der FC St. Pauli haben sich entschieden, eine sportliche und gesellschaftspolitische Einheit zu werden. der FCL versteht sich ab sofort als Refugee-Team des FC St. Pauli, bleibt aber weiterhin ein selbstorganisierter Fußballklub, der vom Zweitligisten offiziell unterstützt wird: Sei es mit der Bereitstellung des Trainingsplatzes und der Ausrüstung, oder darin, hinter der politischen Arbeit des FCL zu stehen.

Damit kommt das Fußballprojekt an, wo es einst begann: Der Klub entstand aus der Gruppe »Lampedusa in Hamburg«, in der westafrikanische Migranten, die vor Krieg und Vertreibung auf die italienische Insel Lampedusa fliehen mussten, im Winter 2012/13 Hamburg erreichten. Dort fanden 80 von ihnen Unterschlupf in der St. Pauli-Kirche, wo sie vom Stadtteil unterstützt wurden.

Der FC Lampedusa St. Pauli, wie er sich nun nennt, bedankte sich für den »wohl schönsten und spektakulärsten Tag in der Geschichte des Fußballprojektes für geflüchtete und migrierte Jugendliche und junge Männer.« Für den FCL hat Fußball auch eine politische Komponente: Die Flüchtlingsmannschaft möchte die Missstände der europäischen Migrationspolitik anprangern, sowie auf die Situation von Geflüchteten in Hamburg, Deutschland und der Europäischen Union aufmerksam machen. Trainiert wird die Flüchtlingsmannschaft, die bei Turnieren und Freundschaftsspielen antritt, ausschließlich von Frauen. Die waren im letzten Vierteljahrhundert am Aufbau der Frauen- und Mädchenfußballabteilung des FC St. Pauli beteiligt - gegen Widrigkeiten Strukturen aufzubauen kennen die Trainerinnen also. Der Klub steht allen Geflüchteten und Migrierten ab 16 Jahren offen, unabhängig von Nationalität, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, sexueller Orientierung, jeweiliger Identitäten oder Leistungsvermögen.

Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, heißt die Flüchtlinge willkommen: Dies sei die »gelebte Kultur innerhalb unseres Vereins.« Gemeinsam mit den Flüchtlingen und der Fanszene will der Verein die Abwandlung der Flüchtlingslosung wahr machen: Gekommen, um zu bleiben - gekommen, um zu spielen: Here to stay - here to play!