Integration, nicht Assimilation

Lena Tietgen über die Herausforderungen, die Einwanderung für die Kitas mit sich bringt

  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist eine Binsenweisheit, dass frühe Förderung Kindern nichtdeutscher Herkunft und nichtdeutscher Herkunftssprache zu einer schnelleren Integration und einer umfassenderen Bildung verhilft. Je jünger sie sind, desto unbefangener bewegen sie sich in neuen Situationen. In den zurückliegenden Monaten ist eine Flut von Broschüren, Übersetzungshilfen und pädagogischen Leitfäden veröffentlicht worden, die allesamt eines gemeinsam haben: In aller Hektik wurde »Wir müssen sie alle erst einmal integrieren« ausgerufen. Die Praxis sieht aber anders aus: Eltern schicken ihre Kinder mangels Informationen nicht in die Kitas, dort fehlt es an Geld, Personal und Plätzen.

Doch eine unzureichende Infrastruktur allein ist für die schleppende Umsetzung der Integration von Flüchtlingskindern in das Kita-System nicht verantwortlich. Man vergisst in der Debatte leicht, dass das Thema nicht ohne einen Verweis auf die Asylgesetze zu führen ist. Durch die Verschärfung der Asylgesetzgebung hat sich die Lebenssituation vieler Flüchtlinge verschlechtert.

Aber Integration ist ohnehin schwierig zu erreichen, wenn die Mehrheitsgesellschaft auf Assimilation des Anderen besteht, auf Anpassung an die hiesige Kultur bzw. dem, was man für Mehrheitskultur hält. Statt Debatten um eine Leitkultur zu führen, wäre es im Sinne der Integration besser, man würde Flüchtlingen und Migranten Hilfen zum Verständnis unseres Rechtssystems geben und im Gegenzug Rechtsgleichheit und damit Rechtssicherheit gewähren.

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