Die neuen digitalen Jobs

Internet-Arbeiter sind einer Studie zufolge oft gut ausgebildet und verdienen wenig Geld

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Düsseldorf. Etwa 70 Prozent der sogenannten Crowdworker, die über Internet-Plattformen Aufträge erledigen, verdienen demnach weniger als 500 Euro im Monat. Dabei handelt es sich um das »effektive Einkommen« nach Abzug der Gebühren der Plattformen, aber vor Steuern. Oft sind diese Einkommen Nebenverdienste. Insgesamt liegt das mittlere Einkommen derjenigen, die nebenberuflich als digitale Arbeiter tätig sind, bei 326 Euro pro Monat. Bei den hauptberuflichen Menschen - dies sind rund 20 Prozent der Befragten - beträgt das mittlere »effektive« Einkommen rund 1 500 Euro. Etwas mehr als die Hälfte derjenigen, die ihr Haupteinkommen aus der digitalen Erwerbsarbeit erzielen, sorgt der Studie zufolge nicht für das Alter vor.

»Crowdwork hat in den vergangenen Jahren ein erstaunliches Wachstum verzeichnet«, erklärten die Forscher der Universität Kassel, die im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung die Studie erstellten. Einen Hinweis darauf, wie viele »Klickarbeiter« in Deutschland leben, liefern die Nutzerzahlen einzelner Marktplätze. Eine der größten und ältesten Plattformen ist die Firma Clickworker, ein Viertel der mehr als 700 000 Mitglieder stammt nach Angaben des Anbieters aus Deutschland. Bislang nutzen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen die Dienste von Crowdworkern, aber auch Konzerne wie die Telekom.

Die Bandbreite der Arbeiten im Internet reiche von einfachen Tätigkeiten bis hin zu komplexen Projekten, hieß es. Bei den einfachen Arbeiten kann es den Angaben zufolge um die Recherche von Adressen oder die Verschlagwortung von Texten und Bildern gehen. Aber auch das Testen von Produkten und Apps oder die Gestaltung des Designs und der Programmierung sind möglich.

Im Rahmen der Studie wurden mehr als 430 Crowdworker befragt. Die Untersuchung liefert den Angaben zufolge erstmals wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie digitale Arbeiter in Deutschland arbeiten. Laut der Studie sind sie häufig gut ausgebildet: knapp die Hälfte hat einen Hochschulabschluss. Viele nutzten die Jobs im Internet als Zuverdienst. Gut ein Fünftel der Befragten verdiene damit den Lebensunterhalt, etwa als Programmierer oder Designer. Feste Arbeitszeiten kennen die Crowdworker ebenso wenig wie Kündigungsschutz und Urlaubsanspruch. Die Studie erstellt haben Wissenschaftler um den Informatikprofessor Jan Marco Leimeister von der Universität Kassel.

Auf Internetplattformen wie Clickworker können Firmen Aufgaben stellen, die Freiberufler am Bildschirm erledigen. Die Auftraggeber können auf ein großes Reservoir an Arbeitskräften zurückgreifen. Die Vergabe von Arbeiten an eine anonyme Masse im Netz wird auch Crowdsourcing genannt, ein Kofferwort aus »Crowd« (Menschenmenge) und »Outsourcing« (Auslagerung). Für die Unternehmen hat Crowd-sourcing den Vorteil, dass sie Aufgaben schnell - und oft günstig - bearbeiten lassen können. Eine Gefahr: Was vorher von Festangestellten erledigt wurde, könnte an Solo-Selbstständige ausgelagert werden.

Die Mehrheit der Crowdworker fühlt sich nach eigenen Angaben »nicht ausgebeutet«, ist »gleichzeitig aber auch nicht zufrieden mit dem Arbeitsumfeld«, so die Studie. Am wenigsten zufrieden mit Bezahlung und Wertschätzung sind Designer. Ein Grund könnte der spezielle Wettbewerb in diesem Bereich sein. Bei Ausschreibungen reichen mehrere Mitbewerber ihre Entwürfe ein. Doch nur wer den Zuschlag erhält, wird entlohnt. Dass der Rest leer ausgeht, empfinden viele als unfair. dpa/nd

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