nd-aktuell.de / 27.08.2016 / Politik / Seite 2

Erste Sahne

Personalie: Jan Gorkow ist Sänger der Punkband Feine Sahne Fischfilet

Fabian Lambeck

Einige Jahre lang tauchte die Punkband Feine Sahne Fischfilet in den Berichten des Landesverfassungsschutzes von Mecklenburg-Vorpommern auf. Die Gruppe verstehe »Gewalt als legitimes Mittel der Auseinandersetzung mit Rechtsextremisten«, so das Urteil der Geheimdienstler über das Wirken der sechs Musiker um Frontmann Jan »Monchi« Gorkow. Der bullige Gorkow aus dem vorpommerschen Jarmen ist zu einem Symbol der Antifa und einer Hassfigur für Nazis geworden. Das zeigte sich vor wenigen Wochen, als der Sohn eines Bauunternehmers zusammen mit Gleichgesinnten in Rostock eine Unterkunft für Flüchtlinge beschützen wollte. Rechtsradikale erklärten den 28-Jährigen daraufhin für »vogelfrei«.

Durch das authentische Auftreten gegen Rechts und die pfiffige Arbeit des Plattenlabels sind »Monchi« und Band mittlerweile bundesweit bekannt. Diesen Starruhm nutzte die Band, um am Dienstag im vorpommerischen Anklam ein Konzert vor 2000 Zuschauern zu geben - zusammen mit Rapstar Materia und dem Tote-Hosen-Sänger Campino. Der Auftritt war Höhepunkt der Veranstaltungsreihe »Noch nicht komplett im Arsch«, mit der die Band im Vorfeld der Landtagswahlen im September Stimmung machen wollte gegen den Rechtsruck im Nordosten.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) bedankte sich später per Twitter bei den Musikern, auch bei »@feinesahne«. Die Reaktionen von Neonazis, AfD, »Bild« und Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) kamen prompt. Caffier nannte den Tweet »unanständig der Polizei gegenüber«. Sangen Feine Sahne doch einst »die Ostsee soll frei von Bullen sein«. Heiko Maas ruderte inzwischen zurück und ließ wissen, dass nicht er, sondern sein Medienteam den kritisierten Tweet verfasst habe.

Nicht einmal »Monchi« und Band wussten das ministerielle Lob zu würdigen: »Auch deine SPD glänzt nur mit Abwesenheit in Regionen wie Anklam. Hinterher sich schmücken ist immer einfach.« Ließ man Maas wissen. Ebenfalls via Twitter.