Aufbauberater

PERSONALIE

  • Christian Baron
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Gesellschaft muss sich immer daran messen lassen, wie sie mit den Schwächsten umgeht. Das gilt auch und gerade für Regionen, in denen sich immer wieder Naturkatastrophen ereignen. 2009 etwa, als in L’Aquila - der Hauptstadt der italienischen Region Abruzzen - 309 Menschen ums Leben kamen: Damals setzte sich die Tragödie nach den verheerenden Erdstößen fort. 67 000 obdachlos Gewordene wurden in sterilen Zeltstädten untergebracht oder umgesiedelt, sodass manche Orte dauerhaft entvölkert blieben.

Nach dem jüngsten Erdbeben in Mittelitalien, das fast 300 Tote gefordert hat, holte Regierungschef Matteo Renzi klugerweise den Rat des bekannten Architekten Renzo Piano ein. Der 78-Jährige sitzt als Senator auf Lebenszeit im italienischen Parlament. International hat er sich mit modernen Bürohäusern (u.a. dem 106 Meter hohen Atrium-Tower am Potsdamer Platz in Berlin), aber auch als Museumsarchitekt einen Namen gemacht. Das Zentrum Paul Klee in Bern entstammt ebenso seinen Plänen wie das Tjibaou-Kulturzentrum in Neukaledonien.

Dementsprechend um die kulturelle Identität der Erdbebengebiete besorgt, schweben Piano klare Imaginationen vor, in welcher Weise ein Wiederaufbau betroffener Orte wie Amatrice vonstatten gehen müsste: »Für die Überlebenden, die ihre Häuser verloren haben, braucht man eine leichte Struktur, die die Menschen nicht von den Orten entfernt, in denen sie gewohnt haben, sondern leichte Gebäude, die man abbauen und danach recyceln kann«, sagte Piano der Zeitung »La Repubblica«. Von diesen Wohnstätten aus könnten die Menschen sich dann sogar an der Rekonstruktion der historischen Gebäude beteiligen.

Die Kosten für den Wiederaufbau werden auf bis zu zehn Milliarden Euro beziffert. Italienischen Medien zufolge hat Renzo Piano dem Ministerpräsidenten eine Baustelle empfohlen, »die zwei Generationen einbindet und mit Beiträgen aus der ganzen Welt finanziert wird«. Denn, so Piano, »die außerordentliche Schönheit Italiens gehört nicht nur uns Italienern, sondern ist ein Erbe der ganzen Menschheit«.

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