Unterhalb der Hochjagd

Martin Leidenfrost über das vielsprachigste Dorf der Schweiz, Franz Ferdinand und die Geheimnisse des Scheidewegs

Ein Samstagabend in Bivio, Graubünden, Schweiz, 1769 Meter über dem Meer, in einer Gaststube. Ich habe mal über das vielsprachigste Dorf der Schweiz geschrieben, nun ist in dem 200-Seelen-Dorf eine Lesung von mir angekündigt. Gäste kommen und gehen, zum Essen. Allein zur Lesung kommt niemand. Ich bleibe mit dem Wirten hocken.

Ich bin trotzdem froh, denn ich habe in der Kantonshauptstadt Chur einen Stapel Schrifttum über das Rätoromanische abgegriffen. Der einzige dreisprachige Kanton der Schweiz ist mir ein Festival der Diversität. Sprachlich ist das Deutsch, BündnerDialekt, Walserdeutsch, Samnauner Tirolerisch, Jenisch, die romanischen Idiome Surselvan, Sutsilvan, Surmiran, Putér, Vallader, die Schriftsprache Rumantsch Grischun, Italienisch mit den Dialekten der vier italophonen Südtäler, das Baustellenitalienisch der Portugiesen, die Muttersprachen der Gastarbeiter. Dies in einem konfessionellen Flickenteppich aus katholischen u...


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