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Killer-Drohnen vom Wühltisch

Militärs wollen Roboter, Konzerne wollen Profite, China will mehr Marktanteile

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.

Relativ spät ist der Bundeswehr eingefallen, dass sie ihren Kampfauftrag in der malischen Wüste nicht ohne Drohnen erfüllen kann. Doch angesichts der langjährig guten Zusammenarbeit mit Israel, das die in Afghanistan eingesetzten »Heron«-Bundeswehr-Drohnen im günstigen Leasingverfahren bereitstellt, fand sich eine rasche Lösung. Ende Juli schloss die Bundeswehr einen weiteren Leasingvertrag zur Nutzung von drei »Heron1«-Drohnen, seit Anfang September werden sie samt Zusatzkomponenten von Leipzig aus nach Mali geflogen. Ab November sollen sie da im Rahmen der MINUSMA-Operation eingesetzt werden.

Das mit Israel gewählte Betreibermodell sei richtungsweisend für die nächste Drohnen-Generation, hört man auch aus dem Airbus-Konzern, der die deutschen »Heron«-Drohnen technisch betreut. Schon bereitet man sich auf die Übernahme von »Heron TP« vor. Die sind dann bewaffnet. Doch da hat man die Rechnung ohne den US-Hersteller General Atomics gemacht. Der fühlt sich mit seinem »Predator« ausgebootet und klagte. Das dürfte die Beschaffung verzögern, denn das Oberlandesgericht Düsseldorf hat die Beschwerde wegen Verletzung des Vergaberechts nicht nur angenommen, sondern ihr aufschiebende Wirkung zugebilligt. Vorerst darf das Verteidigungsministerium keinen Vertrag über die Beschaffung von »Heron TP« schließen.

Dabei soll die TP auch nur als Überbrückungslösung herhalten. Denn das eigentliche Ziel ist die Entwicklung einer eigenen europäischen Kampf-Drohne. So steht es im Weißbuch, so wurde es in den deutsch-französischen Vorschlägen zur Erneuerung der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU festgeschrieben. Dass Airbus solche Drohnen im multinationalen Verbund bauen möchte und auch soll, ist nicht nur den Anforderungen der Militärs geschuldet, die auf vielen Gebieten Robotern das Kämpfen übertragen wollen. Es geht schlicht um Profit auf einem Zukunftsmarkt.

Zu lange hat der europäische Rüstungskonzern den Trend zu Kampfmaschinen, die ohne Piloten im Cockpit auskommen, verschlafen. Dass es inzwischen einsatzerprobte Drohnen fast vom Wühltisch gibt, zeigt ein Blick nach Syrien und Irak. Bagdads Luftwaffe setzt solche Maschinen ein, die USA nutzen sie intensiv, Russland steigert seine Aktivitäten auf diesem Gebiet, Großbritannien, Israel und die Türkei schicken gleichfalls Flugroboter aus. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird auch Iran bald mit derartigen, selbst nachgebauten Fluggeräten über fremden Territorien auftauchen. Schon weil der permanent gehasste Widersacher Saudi-Arabien über Kampfdrohnen verfügt, die er auch im Krieg gegen Jemen einsetzt.

Diese Drohnen sehen zwar den »Predator« aus den USA sehr ähnlich, werden jedoch in China gebaut. Die CH-4 »Pterodactyl« oder auch »Wing Long« genannte Geräte können Raketen und lasergelenkte Bomben ins Ziel bringen. Natürlich hätten die Saudis lieber US-Modelle gekauft, doch Washington weigerte sich im Glauben, die militärische Überlegenheit auf diesem profitablen Gebiet noch eine Weile zu behalten.

Die USA haben sich verzockt und nun das Nachsehen. So war es auch, als Iraks Regierung nach solchen Mordwerkzeugen verlangte. Bei US-Drohneneinsätzen hört man immer wieder, dass dabei wie selbstverständlich auch Zivilisten getötet werden. Beim ersten Einsatz der irakischen Drohnen chinesischer Produktion brachten die Piloten sogar eigene Soldaten um. Was zu der von den USA angeheizten Frage nach der Ausbildung der Bediener führte. Auch seien die Sensoren der chinesischen Fluggeräte eben nicht sensibel genug.

Wie dem auch ist - die US-Konzerne werden durch die vom Weißen Haus verhängten restriktiven Exportbedingungen für Roboterkiller demnächst auch in anderen Ländern das Nachsehen haben. China ist dabei, wichtige Anteile auf diesem Teil des Mordgerätemarktes für sich zu reklamieren. Als nächster Kunde hat sich Nigeria beworben. Das Land führt Krieg gegen die militanten Islamisten von Boko Haram. Da schauen viele allzu gerne weg, wissend, dass Nigeria auch sonst nicht gerade durch die Beachtung von Menschenrechten auf sich aufmerksam macht.

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