CSU will Feine Sahne Konzert verhindern

Nürnberger Christsoziale fordern Auftrittsverbot in städtischer Kultureinrichtung / Punkrocker reagieren mit Freikartenaktion für Kinder von Parteimitgliedern

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Frage muss zum Anfang erlaubt sein: Wann hat sich ein CSU-Politiker zuletzt hervor getan, um ein geplantes Konzert einer Neonaziband oder einen Aufmarsch zu verhindern? Im Kampf gegen rechtsradikales Gedankengut engagiert sich die norddeutsche Punkband Feine Sahne Fischfilet seit Jahren, zuletzt gab die Gruppe in Mecklenburg-Vorpommern mehrere Anti-Rechts-Konzerte.

Am 2. Dezember plant Feine Sahne in Nürnberg einen Auftritt in der städtischen Einrichtung »Z-Bau«. Die Tickets für das Konzert sind längst ausverkauft, doch nun stört sich die örtliche CSU an dem geplanten Gig. Im Stadtrat stellten die Christsozialen einen Antrag, der letztlich darauf abzielt, Feine Sahne doch vom Auftritt im »Z-Bau« abzuhalten. In dem Schreiben an die Stadtverwaltung heißt es, die CSU wolle genauere Informationen darüber haben, wie es um die »Anmietpraxis im Z-Bau« bestellt ist und welche Möglichkeiten es gibt, das Konzert zu verhindern.

Gegenüber nordbayern.de erklärte CSU-Stadtrat Alexander Christ, er wolle den Antrag nicht als einen Angriff auf die Kunstfreiheit verstanden wissen. Würden Feine Sahne nicht in einer städtischen Einrichtung auftreten, wäre dies kein Problem. Doch »als vom Volk gewählter Stadtrat« findet er es »unsäglich, dass Extremisten, die den Staat ablehnen« im »Z-Bau« auftreten dürften.

Nicht fehlen durfte der Hinweis, dass die Band einst im Verfassungsschutzbericht von Mecklenburg-Vorpommern Erwähnung fand – wegen des Vorwurfs, linksextrem zu sein. »Die autonome Punkband FSF entfaltet neben ihrem musikalischen Wirken auch linksextremistische Aktivitäten – sie ist daher als politischer Zusammenschluss anzusehen. Die Gruppe versteht Gewalt als legitimes Mittel der Auseinandersetzung mit Rechtsextremisten und verbreitet diese Ansicht auch«, heißt es in einem der Dossiers des politischen Inlandsgeheimdienstes. Die Band hatte sich dagegen juristisch zur Wehr gesetzt. Im Verfassungsschutzbericht 2015 wurde die Band nicht mehr erwähnt. Das Hickhack hatte für Feine Sahne allerdings auch Vorteile, bekamen die Punkrocker dadurch doch einen ungemeinen Popularitätsschub.

Auch die »Bild«Zeitung berichtete am Donnerstag in ihrer Regionalausgabe für Nürnberg, hatte aber offenbar nichts besseres zu tun, als das Körpergewicht von Sänger »Monchi« in der Schlagzeile zu thematisieren: »CSU will Auftritt von Fett-Punker verbieten«, titelte die Boulevardpresse.

Feine Sahne reagierten auf den erneuten Eklat mit Humor und einer kreativen Aktion: Die Band lobte insgesamt zehn Plätze auf der Gästeliste für Konzertbesucher aus, deren Eltern CSU-Mitglieder sind. »Da es uns aber nach so einem Artikel selbstverständlich eine Herzensangelegenheit ist, ein paar Kids von CSU-Mitglieder zu verwöhnen und ihnen eine echte Wampe ins Gesicht zu drücken, hauen wir nochmal zehn Gästelistenplätze raus«, teilte die Gruppe via Facebbook mit. Und weiter: »Ist deine Mutti oder dein Papa Mitglied bei der CSU, schick uns hier (privat) einfach ein Foto ihrer Mitgliedsausweise oder irgendeinen ernstzunehmenden Beweis.«

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