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Trump und der rote Knopf

USA modernisieren ihre Atomwaffen-Arsenale

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 3 Min.

»Wollen wir Atomwaffen tatsächlich einem Mann anvertrauen, dessen Markenzeichen es ist zu feuern?«, hieß es dieser Tage in einem Wahlvideo liberaler Hollywood-Stars in ironischer Anspielung auf Doanld Trumps frühere TV-Reality-Show »Der Lehrling«, wo der Verlierer mit den Worten entlassen wurde: »You›re fired« - »Du bist gefeuert«. Aber selbst der erzkonservative Londoner »Telegraph« meinte nach der ersten TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten, dass der Republikaner mit seinem Auftreten Hillary Clintons Sicht bekräftigt habe, dass sie ja wohl die einzige auf dieser Fernsehbühne sei, der man den Code für die amerikanischen Kernwaffen anvertrauen kann.

»Die nukleare Abschreckung der USA ist der Fels, auf dem unsere Sicherheit gebaut ist, und die wichtigste Aufgabe des Verteidigungsministeriums«, hatte wenige Stunden zuvor Pentagon-Chef Ashton Carter bei einem Besuch der Luftwaffenbasis Minot im Bundesstaat North Dakota, einer der Kommandozentralen der US-Atomstreitkräfte, betont. Deshalb will das Pentagon auch massiv in die Modernisierung und den Ausbau der Arsenale investieren, 108 Milliarden Dollar in den nächsten fünf Jahren, so Carter. Dabei verfügen die USA auch nach den Abrüstungsverträgen mit Russland weiter bis zu 7700 Atomwaffen. 920 der rund 1500 einsatzbereiten Nuklearsprengköpfe sind mittlerweile auf U-Booten stationiert. Mit ihnen könnten die USA jedes Land selbst noch dann zerstören, wenn sie zuvor ihre landgestützten Interkontinentalraketen verloren hätten.

Nach Berechnungen des US-Kongresses kosten Erhalt, Betrieb und Entwicklung aller Atomwaffen bis 2024 rund 348 Milliarden Dollar. Hochgerechnet auf die nächsten 30 Jahre würde die von Präsident Barack Obama eingeleitete umfassende Modernisierung der Atomarsenale sogar rund eine Billion Dollar verschlingen. Ranghohe Politiker und Militärexperten diskutieren inzwischen darüber, ob Washingtons Nuklearstrategie noch zeitgemäß sei - nicht zuletzt angesichts der Möglichkeit, dass ein Trump den Finger am roten Knopf haben könnte.

In einer TV-Debatte des Vorwahlkampfs im Dezember 2015 wurde er gefragt, welcher Teil der sogenannten nuklearen Triade für ihn Priorität habe. Trump wusste nicht einmal, wovon die Rede ist. »Beim Nuklearen geht es einfach um die Macht. Die Zerstörung ist mir sehr wichtig«, so seine Antwort. »Wir führen jetzt eine längst überfällige Diskussion«, sagt in diesem Zusammenhang der US-Atomwaffenexperte Hans Kristensen. Es sei verrückt, dass eine Person binnen Minuten über einen Vergeltungsschlag entscheiden soll. »Und erst recht will man keinen verrückten Präsidenten mit derartiger Macht haben.« Zumal die geltende »Launch on Warning«-Strategie einen nuklearen Gegenschlag vorsieht, noch während feindliche Raketen in der Luft sind. Die Folgen eines Fehlalarms wären verheerend. Ganz zu schweigen davon, dass sich die USA weiterhin einen nuklearen Erstschlag vorbehalten. James Cartwright, einst Befehlshaber der US-Atomstreitkräfte, fordert heute, darauf endlich zu verzichten; so wie auf alle landbasierten Interkontinentalraketen - die seien nur eine »verwundbare Streitmacht«, die Angriffe provoziert.

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