nd-aktuell.de / 15.10.2016 / Sport / Seite 11

Altes Duell in neuem Gewand

Vor Beginn der Volleyball-Bundesliga wird in Berlin erstmals der Supercup ausgespielt

Gabi Kotlenko

Berlins Volleyballer sind nicht satt zu bekommen. In der vergangenen Saison hatten die BR Volleys mit der Meisterschaft, dem Pokalsieg und dem Erfolg im europäischen CEV-Cup das Triple geholt, und noch bevor die neue Bundesligasaison startet, wollen sie schon den nächsten Titel. An diesem Sonntag treffen sie im Supercup auf den Meisterschaftszweiten VfB Friedrichshafen.

Für Kaweh Niroomand, Manager der Volleys, ist der neu geschaffene Supercup »eine sehr gute Einrichtung. Der Volleyball braucht Großveranstaltungen, um auf sich aufmerksam zu machen.« Sein Zuspieler Sebastian Kühner zieht zudem eine besondere Motivation aus dem Spielort: »Wir haben bis jetzt wenige Titel zu Hause gewonnen, die meisten auswärts in Friedrichshafen. Das können wir nun ändern«, so Kühner über das Spiel in der Mehrzweckarena am Berliner Ostbahnhof.

Das Duell ist eine erste Standortbestimmung und auch besonders reizvoll, da der ewige Dauerrivale vom Bodensee ein völlig neues Gesicht zeigen wird. Trainerlegende Stelian Moculescu hat seine lange Karriere beendet. Sein Nachfolger ist Vital Heynen, der die deutsche Nationalmannschaft 2014 zu WM-Bronze und 2012 zu Platz fünf bei Olympia geführt hat. Der Belgier richtete schon einmal eine Kampfansage an die Berliner: »Ich bin gern Favorit und nach dem Supercup möchte ich das auch für die Bundesliga sein.«

Friedrichshafen hat nicht nur auf der Trainerbank durchgemischt, sondern mit Markus Steuerwald, Georg Klein und Daniel Malescha gleich drei deutsche Nationalspieler verpflichtet. Auch in Berlin ist vieles anders. Die Volleys gehen mit sechs Neuzugängen in die Saison. Besonders brisant: Libero Luke Perry, der bisher am Bodensee spielte, steht nun auf der anderen Seite des Netzes. Mit der Verpflichtung des serbischen Nationalspielers Nikola Kovacevic wurde die Personalplanung abgeschlossen. »Unsere Mannschaft ist jetzt in der Breite bestens aufgestellt. Wir haben in diesem Jahr wirklich eine erste Zwölf und es liegt nun am Trainerteam, das Beste aus jedem Einzelnen herauszuholen«, so Niroomand.

Die Deutsche Volleyball-Liga rechnen beim Showevent am Sonntag, zu dem auch verschiedene Musik-Acts locken sollen, mit mehr als 6000 Fans. Eine beachtliche Kulisse für Volleyball, auch wenn die Halle so nur halb voll wäre. Niroomand hofft danach auf die spannendste Bundesligasaison seit Jahren. »Viele Mannschaften haben sich gut verstärkt.« Bühl, Düren, die RheinMain Volleys und auch Lüneburg wollen nicht mehr nur Punktelieferanten sein.

Für Berlins Kapitän Robert Kromm bleibt aber zunächst Friedrichshafen der größte Kontrahent. »Wir haben sie bei einem Turnier in Polen gesehen, dort haben sie ansprechende Leistungen gezeigt. Daher wird schon der Supercup spannend«, sagte Kromm, der aber auch seine Mannschaft noch stärker einschätzt als in der Vorsaison. Das Niveau im Training sei extrem hoch. »Unsere Neuzugänge haben ihr Potenzial in den Testspielen bewiesen. Wir können Ausfälle noch besser kompensieren. Das ist die Grundlage, um erfolgreich auf vielen Hochzeiten zu tanzen.« Eine Woche nach dem Supercup beginnt mit dem Spiel beim TV Bühl die Mission Titelverteidigung in der Liga. Dazu warten mit Civitanova (Italien) und dem polnischen Team aus Rzeszow hochkarätige Gegner in der Champions League.

Auch andere deutsche Klubs vermeldeten im Sommer interessante Personalien. So verpflichteten die Netzhoppers aus Königs Wusterhausen mit Björn Andrae und Dirk Westphal zwei ehemalige Nationalspieler. Und in Rottenburg wird mit dem 18-jährigen Tim ein neues Mitglied der Volleyballdynastie Grozer auflaufen. Er ist der kleine Bruder vom langjährigen Star der Nationalmannschaft, Georg Grozer.

Beim Thema Nationalteam musste der Deutsche Volleyball-Verband zuletzt Kritik einstecken: Obwohl Vital Heynens Rücktrittsankündigung schon Monate zurückliegt, gibt es noch immer keinen Nachfolger. »Ich habe noch keinen Namen gehört, das ist erschreckend«, beklagte Robert Kromm die Ungewissheit.