Der Agrar-Mäzen

PERSONALIE

  • Fabian Westhoven
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war ein Wahlsieg, mit dem niemand gerechnet hatte. In Litauen errang die Partei der Bauern und Grünen einen Bilderbuch-Erdrutschsieg. 54 von 141 Sitze im litauischen Parlament werden künftig von der in der Mitte angesiedelten Partei eingenommen. 2012 hatte die Partei noch die Fünf-Prozent-Hürde gerissen und ein Direktmandat errungen.

So spektakulär dieser Wahlsieg für die Partei der Bauern und Grünen ist, so schillernd ihr Chef. Bauer, nein das ist Ramunas Karbauskis nicht. Im Zeitalter der industrialisierten Landwirtschaft nennt sich das Agrarunternehmer. Man beackert riesige Landflächen, hält massenhaft Kühe und Schweine, kauft Getreide auf und vertreibt Saatgut im Paket mit Dünger und Pflanzenschutzmittel. All das macht auch Karbauskis’ Konzern »Agrokoncernas«. Und damit hat es der Grundbesitzer und Industrielle zu Millionen geschafft. Zweifelsohne ist er einer der reichsten Bürger des knapp drei Millionen zählende baltischen Landes. Ob es auf seinem Weg zu so viel Reichtum immer mit rechten Dingen zuging, ist umstritten. Immer wieder gab es Berichte, wonach der 46-Jährige mit seinen Geschäften Landwirte in die Verschuldung getrieben hat, um deren Grund dann billig aufzukaufen. Karbauskis weist das zurück.

Ihm wird sogar eine soziale Ader nachgesagt. Diesen Ruf erwarb er sich mit sozialen Aktivitäten vor allem in seinem Heimatdorf. Er verschönerte Dörfer und engagierte sich im Kampf gegen Alkoholismus. Im Wahlkampf machte er - wie übrigens alle Parteien - sozialdemokratische Versprechungen. Mit höheren Löhnen, Wachstum und neuen Jobs sollen gerade den jungen Litauerinnen und Litauern Chancen geboten werden. Denn diese wandern in Scharen ins Ausland ab.

Im Wahlkampf schickte Karbauskis als Spitzenkandidat Saulius Skvernelis ins Rennen. Gut möglich, dass der ehemalige Polizeichef Litauens nächster Chef einer Koalitionsregierung mit den abgestraften Konservativen oder Sozialdemokraten wird. Karbauskis wird da ein Wörtchen mitzureden haben.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal