Senat soll »Hubertusbad« retten

Bezirksamt fordert Unterstützung für den Erhalt der denkmalgeschützten Ex-Schwimmhalle

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist ein architektonisches und denkmalgeschütztes Juwel, das sich allerdings in einem beklagenswerten Zustand befindet: das ehemalige Stadtbad Lichtenberg. Die auch »Hubertusbad« genannte ehemalige Schwimmhalle ist seit Anfang der Neunziger Jahre geschlossen. Seit Jahren wird im Bezirk darüber diskutiert, wie wieder Leben in das verfallene Kleinod einziehen könnte. Fast eineinhalb Jahre hat die BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) in einem sogenannten wettbewerblichen Dialogverfahren weltweit nach einem privaten Investor gesucht, der die ehemalige Badeanstalt denkmalgerecht saniert. Doch die Interessen und Konzepte der potenziellen Käufer deckten sich nicht mit den hohen Anforderungen des Denkmalschutzes.

»Wir haben niemanden gefunden, der letzte Investor ist im September aus den Gesprächen ausgestiegen«, sagt Lichtenbergs Bezirksstadtrat Andreas Prüfer dem »nd«. Unter seine Ägide fielen in den vergangenen Jahren auch die Immobilien im Bezirk. Prüfer schätzt die Kosten für die Wiederherstellung des Bades auf rund 30 Millionen Euro. Weil es keinen Käufer gibt, wurde das Wettbewerbsverfahren eingestellt. Widerspruch dagegen erfolgte nicht.

Doch wie soll es jetzt mit dem leerstehenden Standort weitergehen? Das Bezirksamt Lichtenberg und seine noch amtierenden Mitglieder setzen auf eine Unterstützung des Senats. »Wenn wir den Denkmalschutz einhalten wollen, muss das Land Berlin in Vorhand gehen«, sagt Prüfer. Als Eigentümer stehe das Land in der Pflicht. Auch die noch amtierende Bezirksbürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD) sagt: »Das Bezirksamt hat daher den Senat aufgefordert, sich federführend an Erhalt und der Sanierung des Bades zu beteiligen.« So könne der zuständige Gebietsbeauftragte des Stadtumbaugebietes mit weiteren Akteuren ein Konzept ausarbeiten.

Doch das wirklich wieder »Wasser in die Plansche« zurückkehrt, wie es sich einige erhoffen, ist unwahrscheinlich. Die kommunalen Berliner Bäderbetriebe (BBB) etwa haben kein Interesse, die in den 1920er Jahren errichtete Badeanstalt zu übernehmen. Und das liegt nicht nur daran, dass aufgrund der heutigen Hygienebestimmungen einiges an Technik nachgerüstet werden müsste. »Wenn man das Bad wieder aufbauen will, dann kann man nicht davon ausgehen, dass die historischen Fliesen drin bleiben«, sagt der Sprecher der Bäderbetriebe, Matthias Oloew.

Die landeseigenen Bäderbetriebe haben in der Vergangenheit bei der Sanierung der alten Schwimmhalle in der Finckensteinallee einige Erfahrungen gesammelt. Unter anderem: Am Ende muss alles neu gemacht werden. Und für 30 Millionen Euro gibt es auch eines der neuen Multifunktionsbäder, in denen beispielsweise besonders seniorengerechte Becken enthalten sind. Für ihren Auftrag der Daseinsvorsorge scheint das ehemalige »Hubertusbad« deshalb nicht geeignet, sagt Oloew.

Der scheidende Stadtrat Prüfer kann sich allerdings auch gut »Zwischennutzungskonzepte« vorstellen. So wie sie auch im ehemaligen Tacheles in Mitte praktiziert wurden. Viele Jahren sorgten dort Künstler und Kulturschaffende dafür, dass ein ehemaliges Kaufhaus als alternativer Kulturstandort weltberühmt wurde.

Gegen solche Zwischennutzungen hat auch der Förderverein und die Genossenschaft »Stadtbad Lichtenberg« nichts, die sich seit längerem wacker für den Erhalt des »Hubertusbades« einsetzen. »Wir wären froh in fünf Jahren ein Gebäude zu haben, in dem eine Nutzung mit Wasser möglich wäre«, sagt Jürgen Hofmann vom Förderverein. Die Genossenschaft und der Verein erwarten jetzt, dass der Senat auf sie zukommt, um endlich gemeinsam ein Konzept für das Gebäude entwickeln zu können.

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