Ein Kampf um Humanität
Als ich zum ersten Mal in der »Ästhetik des Widerstands« las, arbeitete ich gerade zu Brechts Frauen und ärgerte mich, dass Peter Weiss bei dieser Figurenzeichnung zeitgenössischen feministischen Klischees folgte. Leider wurde das nicht nur von vielen Lesern als »dokumentarisch« wahrgenommen, sondern auch Grundlage von Jutta Brückners Brecht-Filmen, die den Anschein des Dokumentarischen noch verstärkten. Auf Weiss’ Werk steht aber dick geschrieben: »Roman«! Also lest die »Ästhetik des Widerstands« bitte auch als Roman! Seine Wahrheit beruht nicht auf exakter Recherche zu historischen Namen. Weiss wollte diesen Menschen, die in der Bundesrepublik noch als Landesverräter galten, ein Denkmal im Sinne des Realismus setzen: Er hob hervor, dass der Kampf gegen den Faschismus sowohl auf der politischen als auch der kulturellen Ebene geführt wurde. Dass dies für alle Kämpfe um Humanität notwendig ist, scheint heute vergessen. Gehört aber dringend ins Bewusstsein linker Bewegungen.
Sabine Kebir ist Essayistin und Literaturwissenschaftlerin.
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