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Casting für den Bundestag bei der Eifel-SPD

118 Bewerber reagierten auf Anzeige, drei sind noch übrig

  • Birgit Reichert, Bitburg
  • Lesedauer: 3 Min.

Erstmals hat eine Partei per Stellenanzeige nach einem Bundestagskandidaten gesucht - und ihre Favoriten gefunden. Zwei Genossen seien nach wochenlangen Bewerbungsgesprächen beim SPD-Kreisverband Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz im Finale, sagte der Kreisvorsitzende Nico Steinbach am Dienstagabend in Bitburg. Es handele sich um einen Stabsstellenleiter der Mainzer Staatskanzlei in Berlin und studierten Politikwissenschaftler Antonio Giarra-Zimmermann (55), und den Maschinenbauingenieur Jan Pauls (32) aus Aachen.

Hinzu kommt noch ein dritter Bewerber für das SPD-Direktmandat im Wahlkreis Bitburg (202): Die SPD im Vulkaneifelkreis habe zudem den 26 Jahre alten Landschaftsarchitekten Tobias Geisbüsch aus Daun als möglichen Kandidaten nominiert, sagte die dortige Kreisvorsitzende Astrid Schmitt. Die finale Entscheidung, wer für die SPD ins Rennen geht, fällt am 25. November auf einer Wahlkreiskonferenz in Prüm.

Die Eifeler SPD hatte mit ihrem offenen Verfahren bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. »Wir wollten ein bisschen innovativer sein und was Neues ausprobieren«, sagte Steinbach. Für das offene Verfahren habe die Partei viel Zuspruch und Anerkennung bekommen. Er könne sich vorstellen, dass es Schule mache. »Wenn es gut ausgeht, glaube ich schon, dass es andere nachmachen.«

Von 118 Bewerbern waren zehn zu Gesprächen eingeladen worden. Im schwarzen Wahlkreis Bitburg, zu dem auch der Vulkaneifelkreis und der Altkreis Wittlich zählen, hat es die SPD noch nie geschafft, das Direktmandat für den Bundestag zu gewinnen. CDU-Gegenkandidat ist der rheinland-pfälzische Generalsekretär Patrick Schnieder.

»Ich glaube schon, dass man hier das Direktmandat holen kann«, so der Politologe Giarra-Zimmermann. »Ich halte die Chance für klein, aber realistisch.« Er arbeitet in Berlin in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung und fühlt sich nach über 20 Jahren unter anderem als Bildungs- und Wissenschaftsreferent für verschiedene Minister nah an der Politik. »Jetzt könnte ich beweisen, dass ich selber Politik machen kann.«

Pauls aus Aachen hat sich nach zwölf Jahren bei der Bundeswehr im Sommer dazu entschlossen, »die Fühler in Richtung Politik auszustrecken«. Da sei die Anzeige der Eifeler SPD für ihn eine »einmalige Gelegenheit« gewesen. Derzeit arbeitet er in Schleiden in der Nordeifel als Maschinenbauingenieur. Er könne sich vorstellen, dass er auch im Falle eines Scheiterns weiterhin für die Partei aktiv bleibe. Er ist seit Sommer 2016 SPD-Mitglied.

Wie auch Geisbüsch, der Bankkaufmann gelernt hat und danach in München Landschaftsarchitektur studiert hat. Die Politikersuche per Stellenanzeige sei »ein durchaus ungewöhnliches Verfahren« gewesen, sagte die Kreisvorsitzende Schmitt, die im Mainzer Landtag sitzt. »Aber es ist völlig in Ordnung. Ich freue mich über die Auswahlmöglichkeiten, die die Delegierten haben. Weil es zeigt, dass die Parteiarbeit lebt.« Und: Bei der Wahlkreiskonferenz könnte sich jederzeit noch ein weiterer Genosse als Kandidat aufstellen lassen. dpa/nd

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