Der Pornograph als Künstler

Im Kino: »Egon Schiele. Tod und Mädchen« von Dieter Berner

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Der Maler Egon Schiele war zweifellos ein Besessener. Seine Aktbilder, die im kurzen Zeitraum von 1910 bis 1918 entstanden (in dem Jahr starb er mit achtundzwanzig Jahren an der Spanischen Grippe) unterscheiden sich sehr von den Darstellungen nackter Körper vom Ende des 19. Jahrhunderts etwa bei den französischen Impressionisten, denen es bei der Auflösung tradierter Formen doch immer noch um die Schönheit des menschlichen Körpers ging. Auch Auguste Rodin, der um 1900 in Paris bereits den Übertritt zur pornographischen Darstellung weiblicher Körper wagt, versucht mit seinen Bildern dem Betrachter zu gefallen. Er reizt das Erotische bis zum direkten Zeigen der Geschlechtsorgane aus - aber erwartet dabei Beifall und Käufer.

Egon Schiele ist anders. Seine Bilder schockieren durch Hässlichkeit, oder zumindest eine Schönheit, die sich in welken, vor Armut dürr und anmutlos gewordenen Körpern verbirgt. Als er kein Geld für Modelle hat, ...


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