Stundenlange Schachfolter

Auch in der 4. WM-Partie gelingt Carlsen kein Sieg

  • Dominik Kortus, New York
  • Lesedauer: 3 Min.

Magnus Carlsen konnte und wollte nach »13 Stunden Schachfolter« seine Enttäuschung nicht verbergen. Zweimal hatte sich der Weltmeister seinen Gegner zurechtgelegt, zweimal gute Chancen zum ersten Sieg bei der WM in New York gehabt - und war doch zweimal an der Verteidigung seines Herausforderers Sergei Karjakin gescheitert.

»Das ist nicht der Standard, auf dem ich sein will«, sagte der 25 Jahre alte Norweger nach dem vierten Remis in Folge: »Ich dachte, dass das Endspiel einfach gewonnen ist, doch ich habe schlampig gespielt. Mir wurde ein großer Vorteil auf dem Silbertablett serviert, aber ich habe unterschätzt, dass er eine Festung errichten kann.« Dabei waren die Partie drei wie auch Nummer vier wie für Carlsen gemacht. Er erspielte sich früh Vorteile, drängte seinen ein Jahr älteren Gegner in die Defensive, konnte aber zur Verwunderung aller Experten nach jeweils mehr als sechs Stunden Spieldauer doch nicht mehr als ein Remis herausholen.

Noch 2013 und 2014 bei den Weltmeisterschaften gegen den Inder Viswanathan Anand hatten Carlsen gerade seine Qualitäten im Endspiel langer Partien den Titel gebracht. Doch Karjakin ist konditionell auf ähnlichem Niveau wie der Champion. 2:2 steht es vor dem fünften Aufeinandertreffen am Donnerstag (20 Uhr MEZ).

Als »13 Stunden Schachfolter« kommentierte das norwegische Fernsehen »NRK« die Duelle drei und vier. Von Carlsens »schwerer Nacht« schrieb die norwegische Tageszeitung »VG«. Auch Fabiano Caruana, derzeit mit einer ELO-Zahl von 2823 zweitbester Schachspieler hinter Carlsen (2853), zeigt sich überrascht. »Eine beeindruckende Verteidigung. Es passiert nicht jeden Tag, dass Carlsen zweimal in klar besserer Situation den Sieg verpasst«, sagte der US-Amerikaner. Noch darf sich der Favorit allerdings zugute halten, dass er in keiner der vier Begegnungen überhaupt in Gefahr geriet, zu verlieren.

Im Gegensatz zu Carlsen zeigt sich Herausforderer Karjakin dagegen nach vier Runden erst einmal erleichtert: »Es ist fantastisch, dass es 2:2 steht - das waren zwei schwere Partien für mich«, sagte der Russe, den manche mit dem Entfesselungskünstler Houdini vergleichen. Doch um tatsächlich Carlsen über die erst einmal angesetzten zwölf Partien zu bezwingen, muss sich der Russe noch steigern - nur eine starke Defensive wird nicht reichen. Zumal er sich in die ungünstigen Situationen mit eigenen Fehlern selbst hineinmanövriert hatte. SID/nd

4. Partie Weiß: Karjakin, Schwarz: Carlsen Spanische Partie 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.h3 Lb7 9.d3 d6 10.a3 Dd7 11.Sbd2 Tfe8 12.c3 Lf8 13.Sf1 h6 14.S3h2 d5 15.Df3 Sa5 16.La2 dxe4 17.dxe4 Sc4 18.Lxh6 Dc6 19.Lxc4 bxc4 20.Le3 Sxe4 21.Sg3 Sd6 22.Tad1 Tab8 23.Lc1 f6 24.Dxc6 Lxc6 25.Sg4 Tb5 26.f3 f5 27.Sf2 Le7 28.f4 Lh4 29.fxe5 Lxg3 30.exd6 Txe1+ 31.Txe1 cxd6 32.Td1 Kf7 33.Td4 Te5 34.Kf1 Td5 35.Txd5 Lxd5 36.Lg5 Kg6 37.h4 Kh5 38.Sh3 Lf7 39.Le7 Lxh4 40.Lxd6 Ld8 41.Kf2 g5 42.Sf2 Kg6 43.g4 Lb6 44.Le5 a5 45.Sd1 f4 46.Ld4 Lc7 47.Sf2 Le6 48.Kf3 Ld5+ 49.Ke2 Lg2 50.Kd2 Kf7 51.Kc2 Ld5 52.Kd2 Ld8 53.Kc2 Ke6 54.Kd2 Kd7 55.Kc2 Kd6 56.Kd2 Kb5 57.Kc1 Ka4 58.Kc2 Lf7 59.Kc1 Lg6 60.Kd2 Kb3 61.Kc1 Ld3 62.Sh3 Ka2 63.Lc5 Le2 64.Sf2 Lf3 65.Kc2 Lc6 66.Ld4 Ld7 67.Lc5 Lc7 68.Ld4 Le6 69.Lc5 f3 70.Le3 Ld7 71.Kc1 Lc8 72.Kc2 Ld7 73.Kc1 Lf4 74.Lxf4 gxf4 75.Kc2 Le6 76.Kc1 Lc8 77.Kc2 Le6 78.Kc1 Kb3 79.Kb1 Ka4 80.Kc2 Kb5 81.Kd2 Kc6 82.Ke1 Kd5 83.Kf1 Ke5 84.Kg1 Kf6 85.Se4+ Kg6 86.Kf2 Lxg4 87.Sd2 Le6 88.Kxf3 Kf5 89.a4 Ld5+ 90.Kf2 Kg4 91.Sf1 Kg5 92.Sd2 Kf5 93.Ke2 Kg4 94.Kf2 Remis.

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