Rollenklischees

Lena Tietgen über den falschen Begriff »Bildungsverlierer«

  • Lesedauer: 2 Min.

Dass Jungen auffälliger sind und schlechter lernen, ist ein relativ neues Phänomen. Noch in den 1960er Jahren galten Mädchen als »Bildungsverlierer«. Mit dem Wandel der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, in der neue Technologien eine immer größere Rolle spielen, wurde der körperlich arbeitende Mensch überflüssig und mit ihm auch der hart arbeitende Vater als Alleinernährer. Die Betonung körperlicher Arbeit galt zwar auch für Frauen, doch sie waren weitaus weniger von dieser Normierung geprägt.

Forciert durch die neoliberale Ideologie, die alle Lebensbereiche ökonomisieren will, ist heute der jederzeit dem Markt zur Verfügung stehende, eher androgyne Mensch das Leitbild. Gleichzeitig ermöglicht die Digitalisierung Frauen einen größeren Zugang zum Markt; häufig müssen in einer Partnerschaft beide zum Unterhalt beitragen. Männer konkurrieren deshalb heute nicht mehr nur mit anderen Männern, sie sehen sich auch mit der Konkurrenz von Frauen auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert.

Und die Mädchen? Ja, sie lesen besser, lernen schneller und sind »sozial verträglicher«. Die »Gewinner« im angeblichen Geschlechterkampf sind sie jedoch nicht. Auch sie müssen sich »am Markt« behaupten. Dort wird nach wie vor in »leistungsstark« und »leistungsschwach« unterschieden. Der Grundstein für dieses ideologische Gebäude wird bereits in der Schule gelegt. Mögen Mädchen am Anfang ihrer Laufbahn noch im Vorteil sein, an deren Ende sind sie es nicht mehr.

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