Präsidial

Personalie

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Als »Kampfansage« wurde Gianni Pitellas Ankündigung, sich um den Präsidentensessel im Europäischen Parlament zu bewerben, in den vergangenen Tagen bewertet. Dabei ist die Kandidatur des Italieners doch nur folgerichtig - für seinen Lebenslauf und seine sozialdemokratische Fraktion S&D. Für den 58-Jährigen würde dieses Amt eine Krönung seiner politischen Karriere bedeuten, die »Sozialisten und Demokraten« hingegen versuchen, einen der wichtigsten EU-Posten gegen die Konservativen zu verteidigen.

Schillernd ist allenfalls Pitellas Brillenkollektion. Poltern kann der Italiener und einstige »junge Sozialist« dennoch. In seiner Bewerbung schlägt Pitella aber präsidiale Töne an: »Gegen Austerität. Gegen dieses von nationalen Egoismen erniedrigte Europa. Wir müssen diese EU verändern, um Europa zu retten.«

Das mag für viele nichts mit Sozialismus zu tun haben, anders als vielleicht Pitellas Wiederwahl zum Fraktionschef: Per Akklamation ließ sich der seit 1999 in Brüssel wirkende Politiker am Mittwoch erneut zum Chef der zweitgrößten Parlamentariergruppe küren.

Nun will Pitella also Martin Schulz beerben. Vertreten hat er ihn schon oft. Seit sieben Jahren ist er Vizepräsident der EU-Volksvertretung, im Zuge der Europawahl hatte der Sohn eines ehemaligen Senators den Posten des Deutschen bereits für zwei Wochen alleinig inne.

Als Nicht-Deutscher erfährt Pitella viel Zustimmung für seine Kandidatur. Selbst die auf den faschistischen Spuren ihres Großvaters wandelnde Alessandra Mussolini spricht sich für den Landsmann aus. Doch ausgerechnet ein anderer Italiener könnte ihm in die Quere kommen: Nachdem Pitella 2013 gegen den nun scheidenden Premier Matteo Renzi im Kampf um den Vorsitz der Demokratischen Partei chancenlos blieb, droht das Scheitern des Referendums von Sonntag auf ihn abzufärben. Wie Renzi lag auch Pitella mit seiner Prognose falsch: »Ich glaube den Umfragen nicht. Die haben zuletzt immer danebengelegen und die irren auch diesmal.« Zu seinen Wahlchancen hat sich Pitella noch nicht geäußert.

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