nd-aktuell.de / 17.12.2016 / Wissen / Seite 16

Wie der Tee in den Beutel kommt

Ein Fabrik-Besuch in Buchholz bei Hamburg

Buchholz. Von außen ist es nur eine nüchterne Fabrikhalle, doch gleich hinter der Tür erwartet den Besucher ein sanfter Duft. Drei alte Teekisten im Eingangsbereich verraten, was hier produziert wird. Das Werk gehört zur Laurens Spethmann Holding (LSH), hier bei Milford in Buchholz sind sie auf sogenannte Doppelkammer-Teebeutel spezialisiert. Buchholz liegt kurz vor Hamburg, dessen Hafen der größte Teeimporthafen Europas ist.

»Das Herz ist der Abpackbetrieb«, sagt Werksleiter Michael Leuer. 400 Teebeutel in der Minute füllt jede der 43 Maschinen in der Halle. Das ergibt bis zu 18 Millionen Beutel am Tag, rund 3,4 Milliarden im Jahr. Unter dem Dach der LSH hat die Ostfriesische Tee Gesellschaft (OTG) mit Sitz im niedersächsischen Seevetal ihre Marken Meßmer, Milford und OnnO Behrends vereint, zusammen machten sie 2015 einen Umsatz von 250 Millionen Euro.

Die LSH erlöste im vergangenen Jahr 468 Millionen Euro, das Familienunternehmen wird in vierter Generation von den Brüdern Spethmann geführt. In den LHS-Werken werden mehr als zehn Milliarden Teebeutel im Jahr produziert - OTG und Teekanne sind hierzulande Marktführer. Teekanne ist ebenfalls in Familienbesitz, die Gruppe produziert nach eigenen Angaben jährlich zwölf Milliarden Teebeutel.

In Buchholz schießen Filterpapier, Etiketten und die Umbeutel genannten Verpackungen von dicken Rollen in die Maschine, in der hinter einer Plexiglashaube alles zusammengeführt wird. Der Tee kommt in Rohren von oben, eine gewaltige Spule liefert den Faden aus Wolle. In einem großen Rad mit zwölf Fächern wird nun aus allem eins: der fertige Teebeutel, meist sind zwei Gramm Tee darin. Blitzschnell wird dabei das Filterpapier befüllt, ein Schlauch gebildet und zum Doppelkammerbeutel gefaltet. Zwei Nadeln verbinden dann gleichzeitig Etikett und Beutel mit dem Faden - fertig ist der Beutel.

»Wir waren die ersten, die statt der Klammer einen Knoten für den Faden entwickelt haben«, sagt Werksleiter Leuer. Die Umrüstung habe 80 Millionen Euro gekostet. »Dadurch sparen wir 50 Tonnen Aluminium im Jahr«, erklärt er. »Das Filterpapier ist aus der Bananenstaude.« Papier und Beutel samt Inhalt seien so zu 100 Prozent kompostierbar. Bis 2020 soll der gesamte Tee aus nachhaltigem Anbau kommen.

Die OTG produziert zu 90 Prozent Beutel, der Rest ist loser Tee. Was nun ist der bessere Tee? »Das hängt einzig allein vom Blattgrad ab, aber die Qualität ist ein und dieselbe«, sagt Leuer. Der Blattgrad ist die Größe. Außer dem ganzen Blatt gibt es auch Broken, den kleineren Fannings und den ganz feinen Dust - hier bei Milford wird Fannings verwendet. »Im Teebeutel lösen sich die Aromen nur schneller, weil die Oberfläche größer ist«, erklärt Leuer, darum auch die Doppelkammer. »So wird der Geschmack optimal abgegeben«, sagt er.

Wie eine nicht endenwollende Spielzeugeisenbahn fahren bunt gemischt die gefüllten Pappschachteln auf schmalen Bändern durch die Halle. Darjeeling, Kräuter pur und Grüner Tee Vanille gleiten vorbei, auf einem anderen Band sind es Mangostan-Maracuja, Sanddorn-Erdbeere und Früchtemischung. »Am Ende wird mit Laser sortiert«, sagt Leuer. Ein Luftstoß sorgt dafür, dass die Boxen den richtigen Karton ansteuern. Um die Zukunft des Getränks macht sich Leuer keine Sorgen. »Das geht durch alle Schichten«, sagt er. »Auch die Jugendlichen trinken viel Tee.« Pro Kopf lag der Verbrauch in Deutschland im vergangenen Jahr bei 28 Litern, Tendenz steigend. dpa/nd