nd-aktuell.de / 22.12.2016 / Kommentare / Seite 1

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Nach einem Terrorakt Tränen zu vergießen, fällt nicht jedem leicht. Wer es doch kann und dies öffentlich demonstriert, gerät schnell in den Verdacht, es seien Krokodilstränen, die da kullern. Gänzlich verpönt ist es aber, nach einem tödlichen Anschlag Tränen - zu lachen. Darf man denn Witze machen nach dem Weihnachtsmarktmassaker? Nein. Es sei denn, man pflegt ein Image als emotionaler Krüppel. Schon Freud wusste schließlich, dass »der humoristische Lustgewinn aus erspartem Gefühlsaufwand hervorgeht«. Er behauptete allerdings auch, dass diese Art der »Abwehr« die reifste sei. Schnell hat sich die Online-Kondolenzgemeinde, die vor kurzem noch Charlie war, darauf geeinigt, unter dem Hashtag »Ich bin ein Berliner« um die Opfer vom Breitscheidplatz zu weinen. Und fast ebenso schnell war der alte Kennedy-Satz mal wieder mit einem »Berliner« Pfannkuchen illustriert. Geschmacklos? Im Gegenteil. Lachsalven sind heilsam, Gewehrsalven nicht. mha