Ein Flughafen wird schick gemacht

Bremen: ver.di befürchtet massive Stellenstreichungen

  • Alice Bachmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Schneller, heller, sicherer - das sind die Attribute, mit denen der Bremer Flughafen bei potenzieller Kundschaft punkten soll. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit und das Betriebsergebnis zu verbessern. Doch wird auch noch auf anderem Wege für ein besseres Betriebsergebnis gekämpft: gegen die Gewerkschaft, die dem Flughafen Lohndumping und geplante Stellenstreichungen unterstellt.

Der überschaubare Flughafen im kleinsten Bundesland Bremen gehört zu Deutschlands internationalen Verkehrsflughäfen. Die Gründung wird verortet im »Bremer Verein für Luftfahrt« von 1909, auf dessen ehemaligem Gelände sich der »Airport Bremen« befindet. Als kürzlich unter Mitwirkung leitender Amtsträger der Bundespolizei, der Bremer Flughafen GmbH sowie des Senators für Wirtschaft, Häfen und Arbeit, Justiz und Verfassung, Martin Günthner (SPD), ein neuer Abfertigungsbereich mit modernster Sicherheitstechnik eingeweiht wurde, konzentrierten sich die Redner aber mehr auf die Zukunft des Flughafens. Der ist ein privatisiertes Unternehmen, ein Konzern der Bremer öffentlichen Hand.

Der neue Trakt ist ein sehr heller, offen wirkender Bereich geworden, in dem die Fluggäste durch die laut Bundespolizei modernste Sicherheitsanlage zu ihren Abflügen gelangen. Die Anlage ersetzt mehrere Zugangskontrollen, was zu einer schnelleren Abfertigung und zu kürzeren Wegen führen soll. Da sich die Sicherheitstechnik ständig ohne größeren Aufwand modernisieren lasse, gilt sie als eine gute Zukunftsinvestition. Für die klammen Kassen des Zwei-Städte-Staats an der Weser ist das allerdings nicht relevant ist. Denn die Kosten für die Sicherheitstechnik an Flughäfen sind Bundesangelegenheit.

Neben der größeren Sicherheit und den Vorteilen für die Fluggäste wurden von Verantwortlichen auch die angenehmeren Arbeitsbedingungen an der neuen Anlage gepriesen. Bremens in der Öffentlichkeit stets gut gelaunter Fünf-Sparten-Senator betonte, dass in der Hansestadt im vergangenen Jahr rund 5000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Auf »nd«-Nachfrage erklärte er, das sage er regelmäßig bei seinen Auftritten, aber der Zuwachs habe tatsächlich mit dem Flughafen zu tun. Günthner pries ihn insgesamt als Erfolgsmodell und als Jobmotor.

Das Wort Erfolg wird in der Konzernsprache in Zahlen übersetzt, und zwar die des Betriebsgewinns. Der Bremer Flughafen geht da verschiedene Wege. Neben dem Flugbetrieb werden Werbeflächen, Konferenzräume und Personal vermietet. Zudem soll auch am Personal gespart werden, in Euro und in Stellen. So jedenfalls sieht es der ver.di-Konzernbetriebsrat der Flughafen GmbH. Er streitet über unterschiedliche Bezahlung gleicher Arbeit und Stellenabbau mit dem Konzern. Dieser formuliert auf seiner Internetpräsenz seine Prämissen mit Stichworten wie: privatwirtschaftliche Maßstäbe, faires unternehmerisches Handeln, profitables Wachstum, verantwortungsvolle Unternehmensführung.

Die Gewerkschaft spricht von Ausgliederung und Lohndumping beim Bodenpersonal und befürchtet die Streichung von 100 Stellen. Die Positionen der beiden Kontrahenten liegen so weit auseinander, dass sie keine Möglichkeit auf Einigung sahen. Deshalb haben laut ver.di die Arbeitgeberseite und der Konzernbetriebsrat gemeinsam beschlossen, in einer Einigungsstelle mit unparteiischem Vorsitzenden weiter zu verhandeln. Auch will der Konzernbetriebsrat von einem Sachverständigen eine unabhängige Beurteilung der Lage einholen.

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