nd-aktuell.de / 27.01.2017 / Kommentare / Seite 17

Halleluja, Trump!

Sieben Tage, sieben Nächte: Über den Größenwahn des neuen US-Präsidenten

Wolfgang Hübner
Auch ein Präsident muss mal sein Haupt aufs Kissen legen und eine Runde dösen. Und auch Präsidenten träumen dann. Wovon Donald Trump in seinem Tower dann wohl träumt. Vielleicht wie er in sieben Tagen »America great again« macht.

Am ersten Tag stieg Gott aus seinem Hochhaus zu den Menschen herab und sprach: Ich verkündige euch eine große Freude, denn sehet, ich bin euer Erlöser, und ich habe eine prachtvolle Unterschrift geübt, mit der ich von nun an jeden Tag, den ich werden lasse, ein Dekret unterschreibe, mir zum Nutzen und euch zum Frommen. Und er unterschrieb die Abschaffung der Krankenversicherung und sprach: Wozu brauchet ihr eine Assekuranz, wenn ihr meine Botschaft habt. Die Lahmen und Blinden sollen meinen Worten lauschen, mit ihrem Nächsten einen BigMac teilen und es wird ihnen wohlergehen.

Am zweiten Tag sprach Gott zu den falschen Propheten, welche verleumderische Kunde ins Land schicken: Ihr sollt kein falsches Zeugnis ablegen. Ihr sollt keine andere Wahrheit haben neben meiner, schon gar nicht, wenn es darum geht, wie viele Schäflein zu meiner großen Feier kamen. Jenen aber, die wider meine Worte reden, sage ich: Solchem Gezücht soll die Zunge verdorren und die Hand erstarren und das Gebein ausbleichen. Denn sehet, ich bin die Wahrheit, und die Wahrheit ist in mir.

Am dritten Tag ging Gott zu den Händlern und sprach zu ihnen: Und ich sage euch, lasset ab vom sündigen Freihandel und bleibet im Lande und nähret euch redlich, so wie ich es tat, mit meinen Hotels in Brasilien und Kanada und meinen Golfplätzen in Irland und Schottland.

Am vierten Tag ging Gott zu seinem Nachbarn und sprach: Siehe, du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus und Vieh, und deshalb sollst du bleiben, wo der Kaktus wächst. Und bist du nicht gehorsam, so werde ich eine Mauer bauen, so groß, dass sie bis zum Himmel reicht, und schicken werde ich dir eine Rechnung, denn einer trage des anderen Last, also du auch die meine.

Am fünften Tag sprach Gott: Und die Weiber sollen mir untertan und zu Willen sein, egal, welches Gelüst mich gerade anwandelt, und sie sollen allezeit genügsam sein und die Klappe halten.

Am sechsten Tag unterschrieb Gott mit seiner prachtvollen Unterschrift ein Dekret, in dem er eine Erdölleitung genehmigte, und er sprach: Sehet, wozu habe ich die Natur erschaffen, wenn nicht dazu, dass sie uns nütze, und das Öl soll fließen, und überhaupt habe ich schon unendlich viel Gold dafür aufgebracht, und das soll alles vergebens gewesen sein? Und heißt es nicht seit alters her, wir leben in Gottes eigenem Land und also in meinem?

Am siebenten Tag aber ruhte Gott in seinem Hochhaus aus. Er richtete seine wasserstoffblonde Hartfasertolle, schaute wohlgefällig auf sein Werk herab, war zufrieden und sprach zu sich: Wahrlich, Donald, du bist eine verdammt coole Sau!