Finanzsenator zu Gast beim Kapital

Kollatz-Ahnen erklärte seine Haushaltsplanung

  • Yves Bellinghausen
  • Lesedauer: 3 Min.

Direkt am Gendarmenmarkt, Tür an Tür mit dem vornehmen Hilton-Hotel, residiert der Berliner Capital Club. Hier liegt allerdings nicht etwa Karl Marx im Bücherregal, sondern Titel wie »Unser Wohlstand und seine Feinde« und »Renaissance der Höflichkeit - Fragen zur Etikette im 21. Jahrhunderts«. Keine Frage: Hier sitzt das Kapital höchstselbst. Zu Gast im Berliner Capital Club, der sich selbst als »führender Business Club der Hauptstadt« bezeichnet, war am Mittwoch Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD).

Der Capital Club hatte gemeinsam mit dem Verein Berliner Wirtschaftsgespräche zum »Politischen Frühstück« geladen. Hier wird in mondäner Umgebung genetzwerkt, gesocialized und vielleicht auch ein wenig gelobbyed. Männer in Maßanzügen - und ein paar wenige Frauen - sitzen über ihren Frühstückseiern, lachen, plaudern und schütteln sich gegenseitig die Hände. Im Hintergrund dudelt unaufdringlicher Jazz, und durch die Fenster blickt man wunderbar auf den Deutschen Dom herab.

Nachdem sich die Gäste mit Frühstück versorgt haben, ergreift Finanzsenator Kollatz-Ahnen das Wort. Der SPD-Mann bedankt sich, beim Mittelstandsfrühstück, wie er es nennt, eingeladen worden zu sein. Er ist gekommen, um den Anwesenden die Schwerpunkte seiner Haushaltsplanung zu erklären. Und was den Haushalt angeht, läuft es beim obersten Berliner Kämmerer derzeit rund. Etwa 1,25 Milliarden Euro hat Berlin im vergangenen Jahr an Überschuss erwirtschaftet. 800 Millionen davon will Kollatz-Ahnen investieren, ein weiterer Teil des Überschusses soll in die Schuldentilgung fließen, sagt der Finanzsenator.

»Was können wir tun, damit der Geldsegen weitergeht?«, will die Moderatorin wissen. »Schuldentilgung und Wachstum«, ist die einfache Antwort des Finanzsenators. Abschließend zerstreut Kollatz-Ahnen mögliche Sorgen der anwesenden Mittelständler bezüglich einer rot-rot-grünen Landesregierung: »Viele haben gesagt, dass unsere Regierung die Steuern anheben würde. Das haben wir nicht getan«, sagt Kollatz-Ahnen stolz. »Senken werden wir sie allerdings auch nicht«, schiebt er pflichtbewusst hinterher. Schließlich sei Berlin im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen schon recht zuvorkommend, was die Steuerlast für Unternehmen angehe. Das sei ein wichtiger Anziehungspunkt für Unternehmen.

Doch noch etwas anderes sei wichtig, wenn die Hauptstadt Unternehmen und ihre Mitarbeiter anziehen wolle: Berlin müsse eine lebenswerte Stadt sein, in die Fachkräfte gerne ziehen wollen, sagt Kollatz-Ahnen.

Damit spricht der Finanzsenator einen drängenden Punkt an, der weit über sein Ressort Relevanz hat: »Es ist wichtig, dass Menschen in Berlin mit einem normalen Gehalt in der Stadt wohnen können. Außerdem brauchen wir einen gut funktionierenden Öffentlichen Personennahverkehr«, sagt Kollatz-Ahnen. Damit hat er nicht unrecht - von einer sozialen Stadt profitieren letztlich alle.

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