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»Science not Silence«

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 3 Min.

In den USA reagieren Sozialisten, Linksliberale wie auch Konservative mit Empörung auf die Regierung Trump. So haben kürzlich 33 Psychiater, Psychologen und Sozialarbeiter in einem in der »New York Times« veröffentlichten Offenen Brief Trump eine »emotionale Instabilität« attestiert, durch die er »außer Stande« sei, das Land sicher zu führen. Das kann ein Hinweis auf eines der möglichen Verfahren zur Absetzung eines Präsidenten in den USA, nämlich wegen einer nachgewiesenen Unzurechnungsfähigkeit, sein. (nytimes.com). Auch Künstler wie die Schauspielerin Meryl Streep und der Schriftsteller Paul Auster haben sich laut und deutlich gegen Trump positioniert.

Erster Höhepunkt war der gemeinsame »Women’s March on Washington« im Januar. Nächster Termin für die Anti-Trump-Bewegung ist der für den 22. April geplante »March for Science«, an dem sich auch Gruppierungen und Personen außerhalb der USA beteiligen wollen. Organisatoren sind Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen, die ein nationales Komitee gegründet haben. Geführt wird dieses Gremium von drei gleichberechtigten Sprechern, die aus der Anthropologie, Molekularbiologie und dem Gesundheitssektor kommen. Man gab sich eine Agenda, nach der »Wissenschaft der Gesellschaft« zu dienen habe und »nicht der Macht«, was auch im Interesse aller Menschen sei. Ganz im Sinne der Aufklärung ist auch das Verständnis von Wissenschaft formuliert: das eines auf Beweis und Fakten ausgerichteten, kritischen Geistes. Ihr eigen sei das Erkunden der Welt, weshalb die Öffentlichkeit ein Anrecht auf deren Ergebnisse habe, so die Organisatoren des »Wissenschaftlermarsches«.

Breit, vielfältig und überparteilich organisiert fordert man von der Politik, dass diese »Wissenschaft als öffentliches Gut« anerkenne und selbst »faktenbasiert im öffentlichen Interesse« handele. Mit dem »Marsch« soll eine »nachhaltige, inklusive Wissenschaftsgemeinde« entstehen, die über den 22. April hinaus wirken soll. Die Wut ist groß. Unter dem Titel »Science not Silence« rufen die Akteure auf, sich zu beteiligen, um die Vielseitigkeit der Wissenschaft zu retten. »Ein Reichtum an Meinungen, Perspektiven und Ideen sind entscheidend für den wissenschaftlichen Prozess.« (marchforscience.com) Und es scheint so, dass ausreichend viele den Marsch unterstützen. Auch größere Organisationen zeigen ihre Solidarität. So empfiehlt der renommierte Physiker und CEO der »American Association for the Advancement of Science«, Rush Holt, im »Journal Science« den Wissenschaftlern, ihre »Labore und Institute zu verlassen« und an der Demonstration teilzunehmen. Auch die »American Geophysical Union« gab bekannt, den Marsch organisatorisch unterstützen zu wollen.

In Deutschland wollen sich Wissenschaftler in acht Städten an den Protesten beteiligen, unter anderem in Berlin. Auch spektrum.de zeigt Verständnis. Diese »historische Ausnahmesituation« erlaube es Wissenschaftlern, gegen ihr Neutralitätsgebot zu verstoßen und sich politisch zu äußern. Lena Tietgen

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