Auf der Suche nach einem neuen König

Bei den Weltmeisterschaften in Königssee will Bobpilot Johannes Lochner im Viererbob triumphieren

  • Thomas Weitekamp, Königssee
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Wohl des deutschen Bobsports liegt in diesen Tagen auch in den Händen von Edith Lochner. In ihren Kochtöpfen, um genau zu sein. Ihr Sohn Johannes ist Shootingstar der Szene, Deutschlands bester Pilot im Vierer und die große Goldhoffnung bei der Heim-WM am Königssee - doch ausgerechnet vor dem Saisonhöhepunkt warf den 26-Jährigen zuletzt eine Viruserkrankung zurück. Lochner verlor viel Gewicht, er musste aufgepäppelt werden.

»Hauptsache viel und fettig« müsse das Essen nun sein, »aber ich bin ja daheim bei Mama«, sagt Lochner lachend, »und die bringt mich immer in die Spur«. Für den deutschen Verband BSD hängt ein Jahr vor Olympia in Pyeongchang (Südkorea) vieles an der Form Lochners. Erst seit diesem Winter nimmt er regelmäßig am Weltcup der Viererbobs teil, und doch verkörpert er in dieser Königsdisziplin des Sports schon Weltklasse.

Drei Weltcups gewann Lochner in diesem Winter, es waren die bislang einzigen deutschen Siege im großen Schlitten. Geht es nach Bundestrainer René Spies soll Lochner in die Fußstapfen des im Sommer zurückgetretenen Ex-Weltmeisters Maximilian Arndt treten. Und am Königssee ist er auch ohne Zweifel Favorit auf Gold. Hier ist er aufgewachsen, die Bahn kennt Lochner auswendig, sein Elternhaus steht nur einen Kilometer entfernt in Schönau. Der Student der Elektrotechnik hat dort heute noch ein Zimmer.

Mit Spannung wird allerdings auch erwartet, wie sich Lochner in den kommenden Jahren im internationalen Vergleich schlägt. Seine Vierer-Siege errang er bislang allesamt auf deutschen Bahnen, die Winterspiele in zwölf Monaten finden aber in der brandneuen und damit unbekannten Eisrinne in Südkorea statt. Und die Konkurrenz ist enorm.

Anders als im Zweierbob, wo Weltmeister Francesco Friedrich seit Jahren dominiert, ist für den Vierer kaum abzusehen, wer die kommenden Großereignisse prägen könnte. »Der Vierer ist ein ganz anderes Rennen, da geht es um Hundertstelsekunden«, sagt etwa Friedrich, der im großen Schlitten ebenfalls auf eine Medaille hofft. Auch Bundestrainer Spies sieht »die Konkurrenz im Vierer viel breiter aufgestellt. Teilweise haben die anderen Nationen zwei Fahrer, die uns das Leben sehr schwer machen können.«

Zumal einige der starken Piloten wie Lochner erst am Anfang ihrer Karrieren stehen. Denn noch mit 26 Jahren gilt man im Bobsport als Junior. Allein Lettland schickt Titelverteidiger Oskars Melbardis (29) und dessen Konkurrenten Oskars Kibermanis (23). Der Österreicher Benjamin Maier ist mit gerade 22 Jahren schon auf dem Sprung in die Weltspitze, und auch Deutschland hat neben Lochner und Friedrich einen weiteren Medaillenkandidaten: Nico Walther (26) will nach zuletzt schwachen Ergebnissen wieder überzeugen.

Weltcupspitzenreiter Alexander Kasjanow (Russland/33) und Altmeister Steven Holcomb (USA/36) gehören zur älteren Garde, werden in Pyeongchang aber ebenfalls noch angreifen. Zumindest am Königssee ist nun aber Lochner der große Favorit. Wenn auf die bayerische Küche verlass ist. SID/nd

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