nd-aktuell.de / 28.02.2017 / Politik / Seite 7

Deutsche Geisel ist tot

Auf den Philippinen von Islamisten enthauptet

Manila. Ein Video zeige, wie der Deutsche Jürgen Kantner von einem der Geiselnehmer enthauptet werde, berichtete das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site am Montag. Kurz nach der Veröffentlichung des Videos bestätigte der philippinische Regierungsbeauftragte Jesus Dureza den Tod Kantners. »Wir verurteilen die barbarische Enthauptung eines weiteren Entführungsopfers«, erklärte Dureza. Die philippinischen Streitkräfte hätten alle erdenklichen Anstrengungen unternommen, um Kantner zu retten. »Wir haben unser Bestes versucht, aber erfolglos«, sagte Dureza. Militärvertreter im Süden des Landes sagten, sie hätten die Leiche noch nicht gefunden.

Die Bundesregierung teilte mit, das Video werde geprüft. Die »zuständigen Behörden in der Bundesregierung« würden die Aufzeichnung auf seine Authentizität hin untersuchen, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, in Berlin. Die Bilder und Texte, die er gesehen habe, seien »erschütternd«. Es gelte aber in solchen Fällen, dass sich die Bundesregierung »zu Entführungen dieser Art grundsätzlich nicht äußert«.

Das philippinische Militär hatte Anfang November die Entführung Kantners gemeldet. Demnach entdeckten Anwohner die vor der Südküste der Philippinen treibende Jacht des Seglers mit der Leiche seiner Partnerin Sabine Merz. Von Kantner selbst fehlte jede Spur. Zu seiner Entführung und der Ermordung seiner Partnerin bekannte sich Abu Sayyaf in einer Audiobotschaft, auf der auch Kantners Stimme zu hören war. In einem Mitte Februar veröffentlichten Video drohte Abu Sayyaf mit der Enthauptung des 70-Jährigen. Darin sagte Kantner selbst, sollte seinen Entführern nicht binnen zwölf Tagen das Lösegeld in Höhe von umgerechnet knapp 570 000 Euro gezahlt werden, werde er getötet. Kantner und Merz befanden sich 2008 bereits 52 Tage in der Gewalt somalischer Piraten. Angeblich flossen damals 445 000 Euro Lösegeld. AFP/nd