nd-aktuell.de / 11.03.2017 / Politik / Seite 15

Angriffe auf Greifvogel-Horste nehmen zu

Mecklenburg-Vorpommern: Behördenvertreter und Naturschützer sehen Zusammenhang mit Windparkplänen

Schwerin. Schreiadler und Rotmilane stehen unter Schutz: Dennoch häufen sich die Attacken gegen die stattlichen Greifvögel. Allein im Landkreis Greifswald-Vorpommern gehen die Behörden von mindestens 16 Fällen aus, bei denen in den letzten Jahren Schreiadler- und Rotmilan-Horste vorsätzlich zerstört wurden. »Wir haben Anzeige erstattet«, sagte Kreissprecher Achim Froitzheim.

Seit einigen Monaten häufen sich Fälle von abgesägten Bäumen oder zerstörten Horsten. Auch im Kreis Ludwigslust-Parchim wurde Ende 2016 ein solcher Vorfall bekannt. Dort war eine Kiefer mit dem Horst eines Rotmilans in einem potenziellen Windeignungsgebiet abgesägt worden. In Nordwestmecklenburg war unter anderem eine Esche in Nähe eines Windeignungsgebietes gefällt worden.

Der Landkreis Vorpommern-Greifswald vermutet, dass hinter den mutwilligen Zerstörungen Profiteure des Windkraftausbaus stecken könnten - wie Landeigentümer, denen hohe Pachteinnahmen winken. »Alle zerstörten Horste befanden sich in potenziellen Windkrafteignungsgebieten«, sagte Kreissprecher Froitzheim. Das könne kein Zufall sein.

Der Naturschutzbund Nabu ist ebenfalls alarmiert, auch wenn bislang ein Beweis für einen Zusammenhang fehlt. »Schreiadler und Rotmilane sind windparkrelevante Arten«, sagte der Nabu-Experte Ulf Bähker. Der Verdacht, dass ein Zusammenhang besteht, liege nahe. Er warnte davor, Klimaschutz gegen Naturschutz auszuspielen. »Wenn es keinen ausreichenden Raum für weitere Windkraftanlagen gibt, dann muss man sagen, dass das Gebiet nicht geeignet ist«, sagte Bähker.

Nach Angaben des Nabu liegen die Standards bei den Abständen zwischen Horsten und Windkraftanlagen in Mecklenburg-Vorpommern unter denen, die bundesweit von Experten empfohlen werden. Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten hat in ihrem »Helgoländer Papier« Mindestabstände von Windkraftanlage von sechs Kilometern zu Schreiadler-Horsten und 1,5 Kilometern zu Rotmilan-Horsten empfohlen. In Mecklenburg-Vorpommern betragen die Abstände drei beziehungsweise einen Kilometer. Dies sei ein »Herunterschrauben von Anforderungen«, sagte Bähker.

Das Energieministerium, das einen weiteren Ausbau der Windkraft in Mecklenburg-Vorpommern proklamiert, distanzierte sich von kriminellen Aktionen, die im Zusammenhang mit dem Bau von Windkraftanlagen stehen könnten. dpa/nd