Roboter bäckt Pizza

Ein Professor gibt Maschinen Kochkurs

  • Antonia Schaefer, Bremen
  • Lesedauer: 3 Min.

Es riecht nach frischer Ofenpizza im Institut für künstliche Intelligenz (IAI) in Bremen. Dies ist nicht der Geruch, den man sich in Zusammenhang mit Labors und Technikentwicklung vorstellt. Institutsleiter Michael Beetz ist derzeit auch Hauswirtschaftslehrer - er bringt Robotern das Backen bei. Und das ist nur eine der Fähigkeiten, die »Boxy«, »Pepper« und »PR2« lernen. Auch Alltagshürden wie Tisch decken oder Popcorn zubereiten sind zu bewältigen.

»Den Menschen ist nicht bewusst, wie komplex das Ganze ist«, sagt Beetz. »Einem Zweijährigen, dem man sagt: «Trink!», der kann einschenken, weiß, dass er nichts verschütten soll.« Für Roboter wurden solche Bewegungsabläufe bisher Schritt für Schritt programmiert. Doch Forscher sind nun dabei, den Maschinen selbstständiges Lernen beizubringen.

In Bremen werden Roboter im Zuge des EU-finanzierten Projekts »RoboHow« unter anderem mit Anleitungen aus dem Internet gefüttert. Auch mit Virtual Reality (VR) arbeitet das Team um Michael Beetz: Mit VR-Brille und Handcontrollern stellen die Mitarbeiter Bewegungsabläufe nach, die dann in für Roboter lesbare Daten umgewandelt werden. Ziel ist, den Maschinen ergebnisorientiertes und nicht wie bisher wortwörtliches Handeln beizubringen.

Labormanager Alexis Maldonado weiß, was schiefgehen kann, wenn ein Roboter stumpf vorgegebene Anweisungen befolgt: »Die ersten Maschinen, an denen ich mitgearbeitet habe, haben Löcher in die Tische gehauen.« Roboter »Boxy« ist mit Drehmomentsensoren ausgestattet, die Kraftdosierung erlauben. Ihren Namen hat die Maschine von der kastigen Form, mit der sie neben dem humanoiden Entertainmentroboter »Pepper« und dem Prototypen »PR2« etwas behäbig wirkt.

Damit ein Roboter Probleme erkennen und beheben kann, muss er wie ein Kind aus Fehlern und Erfolgen lernen, so Beetz. Anders als beim Menschen, der instinktiv handelt, beantwortet der Roboter einen Fragenkatalog, um ein erfolgreiches Ergebnis erzielen zu können. »Wo hast du gestanden?«, »Welche Objekte hast du gesehen?«, solche Fragen stellen die Forscher am IAI ihren Schützlingen. Dass diese mittlerweile präzise Antworten geben, sei einer der größten Erfolge, so Beetz.

Damit Forscher auf die Bremer Ergebnisse zugreifen können, hat die Arbeitsgruppe mit der Website »OpenEase« eine Wissensdatenbank für Roboter angelegt. »Bei erfolgreichen Großkonzernen der Branche wie Google findet die Forschung zum Großteil hinter verschlossenen Türen statt«, sagt Beetz. »Da müssen wir schon selbst Daten liefern, die allen zur Verfügung stehen.«

Robotik-Forscher in Deutschland seien noch längst nicht ausreichend vernetzt, findet Alexander Verl vom Vorstand der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Montage, Handhabung, Industrierobotik. Die deutsche Gesellschaft für Robotik sei ein sehr loser Verband und damit symptomatisch für die Zusammenarbeit deutscher Robotiker. Vom wissenschaftlichen Austausch profitiere man immer, meint Beetz. Als nächstes sollen Studenten aus Tokio und Deutschland im Zuge des »Google Summer of Code« daran arbeiten, dem baugleichen Roboter »PR2« im jeweils anderen Land neue Fähigkeiten beizubringen.

Roboter werden die Alltagswelt des Menschen revolutionieren, ist sich Beetz sicher. Schon jetzt ist »Pepper« in Tausenden japanischen Haushalten heimisch. Im kalifornischen Pasadena nahm der erste Burger bratende Roboter in einem Restaurant die Arbeit auf. Bei Pflegebedürftigen könnten Roboter für mehr Lebensqualität sorgen, meint Beetz. dpa/nd

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