Geschasst

Personalie

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Ablösung von Bundesstaatsanwälten nach einem Präsidentenwechsel hat in den USA Tradition. Meist geht sie glatt über die Bühne. Nicht so bei Preet Bharara. Er ist der wohl bekannteste Bundesstaatsanwalt und machte mit wichtigen Prozessen Schlagzeilen.

Die 93 Bundesstaatsanwälte der USA werden vom Präsidenten ernannt und vertreten die Regierung. Deshalb treten viele von ihnen beim Präsidentenwechsel zurück. Am Freitag hatte Donald Trump 46 zum Rücktritt aufgefordert - darunter Bharara. Der 48-Jährige war zuständig für den Southern District of New York mit Manhattan und der Wall Street. Er weigerte sich, der Aufforderung Folge zu leisten und beruft sich darauf, Trump habe ihm versprochen, dass er bleiben dürfe.

Der Präsident hatte im Dezember erklärt, er wolle nach seiner Wahl »den Sumpf in Washington trocken legen«, so wie es Bharara mit New York getan habe. Bharara war 2009 von Barack Obama berufen worden. Er hat sich einen Namen gemacht, als er gegen Korruption und Fehlverhalten an der Wall Street vorging. Für seine Arbeit wurde Bharara 2012 vom »Time Magazin« zu einem der 100 einflussreichsten Menschen der Welt gekürt. »Schmutzige Politiker und betrügerische Banker werden froh sein, dass Bharara geht«, sagt Evan Thies, ein Politikberater der Demokraten.

Viele der Wall-Street-Finanziers, die Trump unterstützen, mochten den in Indien geborenen Juristen nicht. Allerdings merken Kritiker an, dass Bharara zu mild mit Investmentbanken umging, obwohl diese die Finanzkrise von 2008 verursacht hatten. Stattdessen machte er Jagd auf Hedgefondsmanager, die nicht zum globalen Finanzsystem gehörten.

Bharara ging aber ohne Scheu gegen Politiker vor. Er klagte wegen Korruption gegen den Fraktionschef der Demokraten im New Yorker Parlament, Sheldon Silver, ebenso wie gegen dessen republikanischen Kollegen Dean Skelos. Bevor er sein Amt verlassen musste, arbeitete er an einer Korruptionsklage gegen New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio und wegen Bestechung gegen Mitarbeiter von Gouverneur Andrew Cuomo.

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