Schuldenkrisen rechtzeitig und fair lösen

Am G20-Aktionstag des Bündnisses »erlassjahr.de« ergreifen Vertreter verschuldeter Länder das Wort

  • Mara Liebal, erlassjahr.de
  • Lesedauer: 4 Min.

Während sich die Finanzministerinnen und Finanzminister der G20-Staaten am 17. und 18. März in Baden-Baden treffen, um über die Weltwirtschaft und die globale Finanzstabilität zu diskutieren, wird das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de mit einem Aktionstag auf die drohenden Schuldenkrisen im Globalen Süden aufmerksam machen.

»Die Auslandsschulden sind für viele Republiken Lateinamerikas so alt wie ihre politische aber eben nicht ökonomische Befreiung vom Kolonialismus. Nationale Eliten haben seither immer wieder mit den Gläubigern gekungelt, um als ›endgültige Lösung‹ zu verkaufen, was niemals eine war. Wir brauchen faire und transparente Lösungen und nicht noch mehr von dieser angeblichen ›Vernunft der Märkte‹.«
Alberto Acosta, Ökonom, FLACSO Quito

Die Aktivitäten in Baden-Baden sind Teil der Kampagne »Debt20: Entwicklung braucht Entschuldung – jetzt!«. Die Debt20 (»Debt« ist das englische Wort für Schulden), sind zwanzig Menschen aus kritisch verschuldeten Ländern, die etwas darüber zu sagen haben, wie sich die Schuldenkrisen in ihren Ländern auswirken und wie diese Situation verändert werden kann. erlassjahr.de hat ihre Stimmen gesammelt und will mit ihnen dafür sorgen, dass die G20 die drohende Gefahr neuer Schuldenkrisen ernst nehmen und Verfahren zu deren Lösung auf den Weg bringen.

Das ist dringend notwendig, denn in vielen Ländern im Globalen Süden drohen heute erneut Schuldenkrisen wie in den 1980er Jahren. Diese wurden nicht gelöst, sondern verschleppt und bedeuteten für die Menschen in den betroffenen Ländern ein verlorenes Entwicklungsjahrzehnt. Laut Berechnungen von erlassjahr.de weisen heute über 100 Nicht-OECD-Staaten einen oder mehrere Indikatoren im kritischen Bereich auf. Der Schuldenreport 2017, der am 17. März um 11 Uhr in der St. Johannis-Kirche Baden-Baden vorgestellt wird, zeigt, dass sich dieser Trend dramatisch fortsetzt.

»Wenn der EU schon die sozialen Auswirkungen des griechischen Rettungspakets und die Renteneinbußen ihrer eigenen Bevölkerung egal waren, glaubt ihr dann, dass sie sich um einen armen afrikanischen Dorfbewohner kümmern wird, der keine staatliche Rente bekommt und der abhängig von den sozialen Dienstleistungen ist, die als erste zugunsten des Schuldendiensts gestrichen werden?«
Dr. Fanwell Bokosi, African Forum and Network on Debt and Development

Mit einer öffentlichen Aktion um 14 Uhr wird erlassjahr.de zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Baden-Baden zeigen, dass ein Schuldenschnitt dringend notwendig ist. Die Finanzminister und Finanzministerinnen wurden eingeladen, den in Fahnen gekleideten Vertretern 20 kritisch verschuldeter Länder zur Hilfe zu kommen.

Wer erfahren will, was genau die Debt20 zu sagen haben, kann im Anschluss der Aktion in der Spitalkirche die Ausstellung »Stimmen der Debt20« ansehen. Hier besteht auch die Möglichkeit mit zwei Debt20-Vertretern ins Gespräch zu kommen. Alberto Acosta, Wirtschaftswissenschaftler aus Ecuador, und Dr. Fanwell Bokosi vom afrikanischen Schuldennetzwerk AFRODAD mit Sitz in Simbabwe beantworten Fragen zu drohenden Schuldenkrisen und den Auswirkungen von Überschuldung in den jeweiligen Regionen.

Seinen Abschluss findet der Aktionstag in einem ökumenischen Gottesdienst um 17 Uhr zum Thema »… wie auch wir vergeben unseren Schuldnern« mit den Bischöfen Stephan Burger (Erzbischof von Freiburg) und Jochen Cornelius-Bundschuh (Landesbischof der Evangelischen Kirche von Baden) in der Evangelischen Stadtkirche.

Die Kampagne »Debt20« wird von knapp 200 Organisationen in Deutschland und weltweit unterstützt, darunter Landeskirchen und Bistümer, entwicklungspolitische Landesnetzwerke und Organisationen, Kirchenkreise, Weltläden und Eine-Welt-Gruppen.

Mara Liebal ist Öffentlichkeitsreferentin bei erlassjahr.de

Weitere Beiträge aus unserer nd-Reihe zum G20-Gipfel:

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal