nd-aktuell.de / 28.03.2017 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Gewinne verschiebt man in Steueroasen

Europäische Großbanken optimieren ihre Bilanzen / Ein Viertel der Gewinne der 20 größten Banken in Europa werden in Steuerparadiesen ausgewiesen

Brüssel. Die führenden europäischen Geldhäuser melden einer Untersuchung zufolge einen auffallend großen Anteil ihrer Gewinne in Steueroasen und profitieren so von den dort geltenden extrem niedrigen Steuersätzen. Insgesamt rund ein Viertel ihrer Gewinne (26 Prozent) wollen die 20 größten Banken 2015 in Niedrigsteuer-Ländern wie Luxemburg, Irland oder Hongkong erzielt haben, wie die Nichtregierungsorganisation (NGO) Oxfam in einer am Montag veröffentlichten Studie schreibt. Demnach machten die genannten Banken angeblich etwa 25 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern in den Steuerparadiesen, heißt es in dem Bericht. Dabei hätten die Institute dort »nur zwölf Prozent ihrer Erträge erwirtschaftet und sieben Prozent ihres Personals beschäftigt«.

Als ein Beispiel wird die Barclays Bank genannt, im Jahr 2015 Europas fünftgrößtes Geldhaus: Auf einen in Luxemburg gemeldeten Gewinn in Höhe von 557 Millionen Euro habe die Bank lediglich eine Million Euro Steuern gezahlt, was einem Steuersatz von 0,2 Prozent entspreche.

Insgesamt hätten die genannten Banken 628 Millionen Euro Gewinne in Ländern deklariert, in denen sie keinen einzigen Mitarbeiter beschäftigt hätten, heißt es in der Studie weiter. So habe die französische Bank BNP Paribas eigenen Angaben zufolge 134 Millionen Euro Gewinn auf den Cayman Inseln erzielt – steuerfrei und ohne dort einen einzigen Mitarbeiter zu beschäftigen.

Bei anderen Geldhäusern besteht ein auffallendes Gefälle zwischen den sich in Steueroasen summierenden Milliardengewinnen und den anderswo deklarierten kaum nennenswerten Gewinnen. Die Deutsche Bank vermeldete für 2015 in Deutschland einen Verlust und verbuchte Steueroasen 1,9 Milliarden Gewinn.

Oxfam nutzte für die Untersuchungen nach den EU-Transparenzregeln veröffentlichte Daten der Geldinstitute. Das Aufschlüsseln von Gewinnen und Verlusten Land für Land soll verhindern, dass Großbanken in den Bilanzen ihre Gewinne in Niedrigsteuer-Länder verschieben. Die NGO forderte die EU-Regierungen auf, ihre Regelungen gegen Steuerflucht weiter zu verschärfen: »Diese müssen ausgeweitet werden, um sicherzustellen, dass alle Gesellschaften Finanzberichte für jedes Land vorlegen, in dem sie tätig sind«, forderte Oxfam-Steuerspezialistin Manon Aubry. AFP/nd